Helfersyndrom - Wie finde ich zu mir selbst zurück?
Shownotes
Lena ist seit einem halben Jahr Single. Sie mag ihr Leben allein, wünscht sich aber eine Beziehung auf Augenhöhe. In ihrer letzten Partnerschaft hat sie gemerkt: Sie passt sich stark an, kümmert sich mehr um andere als um sich selbst und vertraut dabei ihren eigenen Gefühlen kaum. Schon früh hat Lena verinnerlicht, dass sie nur liebenswert sei, wenn sie hilft. Ihr Vater war ambivalent, oft liebevoll, aber genauso oft verletzend. Als Kind hat sie Verantwortung übernommen, um Nähe zu sichern. Heute zeigt sich dieses Muster in Beziehungen: Sie kocht, räumt, organisiert – und verliert dabei ihr eigenes Wohlbefinden aus dem Blick. Im Gespräch mit Lukas geht es darum, wie sie lernen kann, sich selbst mehr zu vertrauen und nicht nur über das Helfen Halt zu finden. Was bedeutet es, genug zu sein auch ohne immer für andere zu sorgen? Wie kann Lena sich selbst geben, was ihr in der Kindheit gefehlt hat? Und wie gelingt es ihr, in Beziehungen stärker bei sich zu bleiben und ihre eigenen Grenzen zu wahren?
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Transkript anzeigen
00:00:00: Ja, ich denke schon, dass wenn ich nichts leiste oder wenn ich niemandem helfe, dass ich dann irgendwie nichts bin oder auch nichts wert bin.
00:00:08: Oder ich mir würde es, glaube ich, schwer fallen, in einer Beziehung zu sein, in der ich nichts für die Beziehung so leiste.
00:00:14: Und deswegen bin ich auch hier, weil ich gar nicht weiß, ob ich da aufhören kann.
00:00:18: Und ich würde es ja gerne lassen halt.
00:00:21: Weil
00:00:22: ich mich ja auch gerne wohlfühlen würde, wenn ich eben nichts helfe oder leiste.
00:00:40: Hallo und herzlich willkommen zum Jakobsweg.
00:00:42: Und in dieser Folge führe ich ein psychologisches Gespräch mit Lena.
00:00:47: Lena ist es sehr gewohnt, anderen zu helfen, manchmal auch, wenn diese keine Hilfe benötigen.
00:00:53: Das heißt, darüber baut sie eigentlich ihr Gefühl auf, etwas wert zu sein.
00:00:58: Und Lena hat zudem das Vertrauen in ihre eigenen Gefühle verloren und findet sich in Beziehung häufig wieder die genau alte Wunden, die sie schon kennt, aus der Vergangenheit bedienen.
00:01:08: Heute spreche ich mit ihr darüber, wie es dazu gekommen ist und wir schauen gemeinsam, was Lena in Zukunft tun kann, um ihren Selbstwert unabhängig vom Helfen aufzubauen und diese Muster, in denen sie steckt, früher zu erkennen.
00:01:22: Lena, schön, dass du da bist.
00:01:25: Wie geht's dir gerade?
00:01:26: Ganz gut, aber bin ein bisschen aufgeregt.
00:01:28: Okay.
00:01:29: Bei dem Thema, was du mitbringst, was würdest du sagen auf einer Skala von eins bis zehn?
00:01:34: Viel hoch ist der Leidensdruck?
00:01:36: Ne fünf, würd ich sagen, Mitte.
00:01:38: Mhm.
00:01:40: Okay, worüber möchtest du heute reden?
00:01:42: Also ich bin jetzt so seit nem halben Jahr wieder Single und ich bin eigentlich sehr gerne Single.
00:01:46: Aber jetzt wünsche ich mir schon wieder ne Beziehung und vor allem ne Beziehung eher auf Augenhöhe.
00:01:53: Und das eigentlich das Thema, wie ich das finde und auch wie ich früher erkenne, wenn mir Dinge nicht gut tun.
00:01:59: Und daraus nehme ich das in der letzten Beziehung, das anders war, dass du... nicht wirklich eine Beziehung auf Augenhöhe geführt hast bzw.
00:02:05: auch nicht gesehen hast, dass es dir nicht mehr gut tut und dann relativ spät eingelenkt hast?
00:02:10: Ja, also ich habe es schon gemerkt, aber ich habe jetzt auch in den letzten Tagen überlegt, ob das Problem eher ist, dass ich mir dann nicht vertraue und denke, meine Wahrnehmung ist falsch.
00:02:20: Innerhalb der Beziehung?
00:02:21: Ja, also ich habe schon gemerkt, dass ich unglücklich bin und auch, dass mir manche Verhaltensweisen oder so Dynamiken, die wir hatten, nicht gut tun.
00:02:29: Aber ich hab dem nicht geglaubt.
00:02:31: Du hast
00:02:31: dir selber nicht geglaubt.
00:02:32: Magst du mal die Beziehung beschreiben?
00:02:35: Dein Letzte und was es für Dynamiken waren, die dir nicht gut getan haben und wie ihr damit umgegangen seid?
00:02:40: Also
00:02:40: wir waren zweimal zusammen.
00:02:42: Das erste Mal waren wir so ein halbes Jahr ungefähr zusammen.
00:02:45: Und da ist man ja verliebt und es war eigentlich alles Schöne.
00:02:49: Und da hat mich das alles auch noch nicht so arg gestört.
00:02:53: Und es war aber schon so, da war ein Beispiel, was mir immer noch so im Kopf bleibt.
00:02:58: was es, glaube ich, vielleicht ganz gut beschreibt, hat seinen Masterarbeit gerade geschrieben und war bei mir und hat eigentlich wenig im Haushalt gemacht oder immer, wenn ich von der Arbeit kam, musste ich erstmal sein, weil ich mag gern Ordnung, seine Sachen wegräumen und meine und dann kochen.
00:03:14: und dann haben wir gegessen und dann haben wir irgendwann vereinbart, dass wir uns abwechseln mit dem Einkaufen.
00:03:19: und dann hatte ich aber Fieber, ich arbeite dann leider manchmal auch, wenn ich krank bin.
00:03:24: Und kam von der Arbeit und hab halt gesagt, ich mach heute halt nichts mehr.
00:03:29: Und ich war aber dran mit Einkaufen nach unserer Vereinbarung.
00:03:34: Und dann wollte er sich eben Döner holen gehen.
00:03:37: Und dann hab ich gefragt, ob er mir so Butter und Brot mitbringen kann zum Essen.
00:03:42: Und dann hat er halt gesagt, nein, weil ich bin dran mit Einkaufen.
00:03:48: Ja.
00:03:49: Wie denkst du damit?
00:03:51: In dem Moment, wie gesagt, hat das mich nicht so gestört.
00:03:53: Erst im Nachhinein hab ich das irgendwie gemerkt, dass das nicht so normal ist und dass es eigentlich voll verletzend ist.
00:04:02: Weil er einen Fack gegeben hat, wie's dir.
00:04:04: Er meinte, das wär nicht auf dem Weg.
00:04:05: Aber ich hab direkt gegenüber vom Aldi gewohnt.
00:04:08: Und man musste halt nach rechts aus der Haustür zum Döner laden.
00:04:12: Aber wenn's nicht
00:04:13: auf dem Weg wär, ne?
00:04:14: Also brauchst du's jetzt nicht noch mal verdeutlichen, dass er keinen Umlieferden nehmen müssen.
00:04:19: Und dann habe ich halt leider kein Essen gehabt.
00:04:23: Abend und ich weiß auch nicht genau, wie das dann weitergeht.
00:04:26: Aber das hat halt so gezeigt, dass seine Denkweise ist sehr rational gewesen.
00:04:31: Also wenn wir was vereinbart haben, dann, also man macht nicht so viel für den anderen, nur wenn der andere auch vorher was für dich getan hat quasi.
00:04:39: Und wenn er vorher einkaufen war, war das dann halt nicht möglich, dann zu gehen.
00:04:44: Er war auch ein bisschen sauer in dem Moment wegen irgendwas anderem.
00:04:47: Das weiß ich nicht mehr genau.
00:04:48: Also vielleicht, wenn er nicht sauer gewesen wäre, hätte er es auch gemacht.
00:04:52: Aber... Was wir mal festhalten können ist, du warst krank und brauchtest deine Hilfe.
00:04:56: Ihr seid dann irgendwann nach der Verliebtheitsphase auseinandergegangen?
00:05:01: Wie kam das?
00:05:01: Wie kam es zum Schluss der sechs monatigen Beziehung?
00:05:04: Also
00:05:05: ich habe mich da getrennt, weil... Ich irgendwie immer das Gefühl hatte, es hatte ich auch in der zweiten Beziehung, dass wir nicht so eine emotionale Verbindung haben.
00:05:13: Also immer, wenn wir uns verabschiedet haben, hatte ich das Gefühl, dass wir uns nie wieder sehen, weil wir hatten eine Fernbeziehung und ich war halt eher unflexibel.
00:05:21: Das hatte ich ja gerade schon gesagt, von der Arbeit in der Physiotherapie, vom Freineben her oder die Wochenenden zu planen.
00:05:29: Und im Masterstudium ist man ja eigentlich relativ flexibel, wenn man flexibel ... an anderen Standorten lernen kann, was für ihn halt eher schwierig war.
00:05:39: Und für ihn war es aber so, dass es völlig klar ist, dass er irgendwann wieder kommen darf, so hätte es nicht so gesehen, wie ich.
00:05:46: Beschreibt das mal.
00:05:47: Deswegen war es vielleicht auch mein Problem, das weiß ich jetzt nicht genau, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir halt nur eine Verbindung haben, wenn wir beieinander sind.
00:05:54: Beschreibt das doch mal.
00:05:57: Wie war es?
00:05:57: Also er ist aus der Haustür gegangen und dann hat es das Gefühl, ihr seht euch nie wieder.
00:06:01: Es war vielleicht auch ein bisschen überschrieben, also nicht nie wieder, aber ich wusste halt nicht, wann wir uns wieder sehen und ich habe mich sehr unsicher gefühlt in der Beziehung.
00:06:09: Also ich hatte nicht so wirklich das Gefühl auch, dass er zu mir steht.
00:06:13: Und dass er emotional auf dich bezogen ist.
00:06:15: Ja, also in der ersten Beziehung.
00:06:17: Es war dann ein bisschen besser, als wir dann wieder zusammen kamen.
00:06:20: Und weil du dich diesem Stress nicht aussetzen wolltest und weil du dich das so unangenehm angefühlt hattest, hast du gesagt, War das beendig lieber?
00:06:27: Ja,
00:06:27: weil dann wurde das noch unsicherer, weil er gesagt, dass er seine Masterarbeit bei mir schreiben würde.
00:06:34: Und dann hat er aber gesagt, das geht doch nicht, weil er sich bei mir nicht so gut konzentrieren kann, wie bei sich.
00:06:39: Und dann hatte ich halt wieder das Gefühl, dass alles so sehr unklar ist.
00:06:43: Und auch in der Bewerbungsphase war ich mir sicher, dass er sich eher für einen Standort entscheidet, wo er einen guten Job findet als einen Standort, wo wir irgendwie gemeinsam dann sein können.
00:06:55: Und dann habe ich halt das Gefühl gehabt, dass er gar keine Zukunft mit mir sieht oder nicht so zu mir steht und dann habe ich mich deswegen getrennt.
00:07:02: Und hast du auch mal mit ihm darüber geredet oder?
00:07:04: Ja.
00:07:04: Und wie hatte das verschrieben?
00:07:08: Also so wirklich reden konnten wir eigentlich nicht.
00:07:11: so, weil... Er hatte mal gesagt, dass für ihn tiefere Gespräche sind wie ein Zahnarztbesuch.
00:07:17: Also schlimm einfach.
00:07:18: Und er wollte da oft halt nicht so in die Tiefe reingehen.
00:07:22: Und deswegen hatte ich, glaube ich, auch das Gefühl, dass wir nicht so eine emotionale Verbindung haben.
00:07:29: Also wir konnten eigentlich nicht über so tiefergehende Sachen sprechen.
00:07:33: Tiefergehende
00:07:33: Sachen, wie ihr eure nächsten Monate gestalten wollt?
00:07:37: Und wie konntet ihr über Gefühle reden, so was ihr füreinander empfindet?
00:07:40: Auch
00:07:41: nicht, eigentlich.
00:07:42: Ja, in der zweiten Beziehung haben wir uns auch nie gesagt, dass wir uns lieben.
00:07:46: Okay.
00:07:47: Am Anfang schon dann, aber auch eher selten.
00:07:50: Und dann irgendwann nicht mehr?
00:07:52: Also, nee, in der ersten Beziehung haben wir es gesagt, in der zweiten dann gar nicht mehr.
00:07:57: Obwohl ich eigentlich dachte, dass wir da eine intensivere Beziehung hatten, aber ja.
00:08:02: Okay,
00:08:03: bei welchen Sachen in der zweiten Beziehung, dann wart ihr irgendwie ein bisschen auseinander und dann hat einer von euch beiden gedacht.
00:08:10: Man könnte sich ja mal dem anderen wieder melden.
00:08:12: Oder wie lief das?
00:08:13: Wie kann ich mir das vorstellen?
00:08:14: Also ich hatte mich ja getrennt und dann so drei, vier Monate später hat er mich wieder kontaktiert und gesagt, dass er das jetzt alles, also nicht alles, aber halt sich Gedanken gemacht hat über sein Leben und ihm klar geworden ist, dass Beziehung wichtig ist und dass er das auch möchte und sich... auch dem bewusst ist, dass er nicht so einen guten Zugang hat zu seinen Gefühlen und da auch dran gearbeitet hat und es noch weiter tun wird.
00:08:40: Und dann war das so ein Jahr lang so ein Hin und Her, weil ich wollte keine Beziehung, weil ich bin eigentlich sehr glücklich ohne Beziehung.
00:08:49: Und in der Beziehung pass ich mich sehr stark an und dann bin ich manchmal nicht mehr so ganz ich selbst und komme auch so in meiner persönlichen Entwicklung nicht mehr so weiter.
00:08:58: Deswegen habe ich Jetzt zurückblicken das Gefühl, dass ich, wenn ich nicht in der Beziehung bin, mir es eigentlich besser geht oder ging.
00:09:06: Weil du dich da mehr entfalten kannst und mehr du selbst sein kannst.
00:09:11: Und gleichzeitig kann man manche Beziehungsthemen besser in der Beziehung arbeiten.
00:09:16: Ich bin jetzt auch gemerkt, deswegen bin ich auch hier und würde gerne eben die Beziehungsthemen mit inner Beziehung vielleicht dann... eben bearbeiten.
00:09:25: Glaubst
00:09:25: du, es war Zufall, dass du dir jemanden gesucht hast, der emotional wenig bezogen ist, emotional wenig erreichbar und emotional wenig reflektiert?
00:09:34: Nee, ich glaube, dass das generell alles kein Zugfall ist.
00:09:37: Also ich weiß nicht genau, wie, also oder doch eigentlich weiß ich, warum ich ihn mir ausgesucht habe, aber... Ja?
00:09:44: Ja.
00:09:45: Ja.
00:09:45: Okay,
00:09:46: bin ich gespannt?
00:09:49: Sag mal, warum du... ihn dir ausgesucht hast, also was hatte ich an ihm gereizt?
00:09:54: Also ne, es gibt ja mehrere Theorien, es gibt einfach, dass man jemanden anziehen findet, weil er so aussieht, wie er aussieht oder weil er das macht, wie er es macht oder weil er lacht, wie er lacht, weil man seine Stimme teufelt oder was auch immer.
00:10:05: Und dann gibt es die Kauquartentheorie, so nenne ich sie, dass man etwas markande Menschen, was mit der eigenen Geschichte zu tun hat, mit dem eigenen Trauma und... mit der eigenen Prägung, vielleicht auch mit dem eigenen Trauma, und dass man eigentlich immer in den Teich zurückgeht, aus dem man kommt, ohne es zu merken.
00:10:23: Und manchmal versucht man da etwas zu lösen, was man da gar nicht lösen kann.
00:10:29: Mit welcher Theorie würdest du gehen?
00:10:31: Kauquartentheorie oder haben dich seine optischen Reize angezogen?
00:10:34: Oder beides?
00:10:35: Beides bestimmt.
00:10:37: Aber auf jeden Fall habe ich das selber auch schon in der Beziehung jetzt gemerkt, dass da viel aus der Vergangenheit ist oder dass wir uns... ist sehr stark.
00:10:47: Wie nennt man das dann?
00:10:48: Also in unseren Prägungen gereizt haben oder so?
00:10:51: Ich weiß nicht genau.
00:10:53: Ja.
00:10:53: Okay.
00:10:54: Dann wäre es, glaube ich, sinnvoll, wenn wir mal in deine Vergangenheit reisen und gucken, was da war, um zu schauen, inwieweit das in deine Beziehung klickt.
00:11:03: Und ich finde, man kann immer nicht nur in seine Vergangenheit schauen, um zu gucken, was sucht man sich für Beziehungspartner?
00:11:10: Weil manchmal sind die Beziehungspartner anders, aber durch die eigene Prägung macht man auch den Beziehungspartner ein Stück weit zu dem, was er ist.
00:11:18: Von beiden Seiten.
00:11:20: Also ich mach aus meiner Freundin, aus meiner Ex-Freundin, meine Mutter.
00:11:25: Weil ich das in weiblichen Wesen sehe.
00:11:28: Durch die starke Prägung von meiner Mutter.
00:11:30: Das kann passieren.
00:11:32: Also ich finde, das ist ein Effekt, den man sich auch immer bewusst machen muss, dass das auch von uns aus manchmal geht.
00:11:38: Aber lass uns doch mal in deine Kindheit eintauchen.
00:11:42: Wie hast du gelebt?
00:11:42: Wie bist du aufgewachsen?
00:11:44: Wie war das Verhältnis zu deinen Eltern, Geschwistern?
00:11:46: Du bist, ja, mit dem Bruder, glaub ich, nicht groß geworden?
00:11:49: Ja, ich hab drei Geschwister eigentlich.
00:11:51: Also ein Bruder und zwei Halbgeschwister aus der ersten Ehe von meinem Vater.
00:11:56: Und ja, meine Mutter ist eigentlich von ihrer Persönlichkeit oder der Art fast genauso wie ich, würde ich sagen.
00:12:04: Okay, das heißt?
00:12:05: Wir haben auch mal den Persönlichkeits-Test gemacht.
00:12:07: Da war, glaub ich, nur, dass sie ... nicht organisiert, sondern unorganisiert ist.
00:12:13: Und du bist ja organisiert?
00:12:14: Ja, und sonst waren die Sachen eben auch gleich und das so habe ich es auch erlebt oder so erlebe ich es auch heute
00:12:20: eigentlich.
00:12:20: Hast du eine Enggebindung zu deiner Mama?
00:12:22: Ja schon, also manchmal bin ich ein bisschen traurig darüber, dass ich nicht so viel Zeit mit ihr verbringen kann oder mir nicht so viel Zeit für sie nehmen, weil mein Vater so viel Zeit in Anspruch... nimmt von mir.
00:12:35: Aber wenn ich das merke, dann versuche ich auch, bewusste halt mit ihr Zeit zu verbringen, weil wir uns sehr gut verstehen und immer sehr schönes mit ihr.
00:12:43: Und mit deinem Papa, wie ist es da?
00:12:46: Also auch schön und es gibt auch schöne, also schöne Momente, aber es ist einfach ein bisschen, ja, ich weiß nicht kann man das sagen, schwieriger Mensch.
00:12:56: Wenn du das so empfindest, ich meine, du kennst ihn jetzt schon ein paar Jahrchen.
00:12:59: Ja.
00:13:00: Ja, also Er hat beides.
00:13:04: Er kann entweder extrem liebend gegenüber seinem Umfeld sein oder extrem hassend, aber es gibt keinen Mittelding.
00:13:11: Also ist er da sehr ambivalent und dann auch sehr extrem in den Ausrichtungen.
00:13:17: Entweder ist jemand der beste Freund und kann alles großartig und für den Himmel gelobt oder runtergemacht.
00:13:24: Ich hab noch niemanden kennengelernt, bei dem auf seinem Lebensweg so viele Menschen plötzlich zu Arschlöschern wurden.
00:13:31: Das könnte nicht unbedingt an den anderen Menschen liegen.
00:13:34: Ich weiß es nicht, aber ich denke nicht nicht.
00:13:36: Okay, und wie weit geht er da?
00:13:38: Also... Ist
00:13:39: schrecklich dann.
00:13:40: Also man will auch nicht ein Feind von ihm sein.
00:13:42: Ja?
00:13:43: Ja, wirklich schlimm.
00:13:44: Also bis zu verklagt werden und angeschrien, beleidigt, riefe geschrieben, alles Mögliche.
00:13:52: Hat
00:13:52: er das auch mit euch gemacht?
00:13:53: Ja, also wir sind ja die Kinder und die liebt er eigentlich immer.
00:13:58: Also außer bei meiner Schwester hat er tatsächlich mal gesagt, dass sie nicht mehr seine Tochter ist und wir haben jetzt auch keinen Kontakt mehr.
00:14:05: Aber sonst hat er eigentlich immer gesagt, dass er uns alle gleich liebt und liebt auch.
00:14:10: Hast du deinen Schwester?
00:14:11: Jetzt
00:14:11: halt also wieder, aber eine Zeit lang halt nicht mehr.
00:14:15: Hast du dir dessen immer sicher?
00:14:16: dass er mich liebt.
00:14:17: Ja,
00:14:18: und dass du seine Zuneigung bekommst.
00:14:20: Also wir haben uns sehr viel gestritten, aber gleichzeitig hatte ich auch das Gefühl, dass ich eher ein bisschen mehr auf ihn bezogen war, so eher ein Vaterkind, wenn man es so nennen kann, und mein Bruder ein bisschen mehr zu meiner Mutter.
00:14:33: Also ich bin mit meinem einen Bruder eben zu Hause aufgewachsen, meine Halbgeschwister haben in der Nähe gewohnt.
00:14:38: Okay,
00:14:39: lasst mich das nochmal kurz für mich rekapitulieren.
00:14:42: Wie du deinen Papa beschreibst, ist er ein sehr... Ambivalenter Mensch und Ambivalenz ist eigentlich noch schlimmer als Abwesenheit.
00:14:53: Das heißt, mal werden die Menschen in seinem Umfeld und vielleicht betrifft das euch auch in den Himmel geliebt und sind die besten Menschen der Welt.
00:15:01: und dann wieder voll auf Abstand bis hin zum Verklagen und Anschreien und cholerische Anfälle.
00:15:07: Hat der cholerische Anfälle zu Hause gehabt?
00:15:08: Ganz extrem, ja.
00:15:10: Okay, das Problem daran ist, dass man sich immer wieder... Annähert und Kinder wollen die Liebe ihres Papas oder ich ramme mal natürlich auch oder ihrer Bezugsperson.
00:15:19: Und dann ist man sich ständig unsicher.
00:15:21: Was kommt hier?
00:15:22: Bin ich jetzt gerade gewünscht oder nicht?
00:15:24: Und wie muss ich mich verhalten, damit ich erwünscht bin?
00:15:27: Und die meisten Kinder fangen dann an Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Beziehung gelingt.
00:15:33: Wie war das bei euch?
00:15:34: Ja, wir haben generell schon früh Verantwortung dann übernommen für unseren Vater, weil der, so als ich zehn war, ungefähr angefangen hat, blind zu werden.
00:15:44: Und da ist jetzt auch blind seit mehreren Jahren.
00:15:47: Also er hat angefangen, schlechter zu sehen.
00:15:49: Und dann haben wir ihm eben viel geholfen, im Alltag versucht, ihm die Technologien beizubringen.
00:15:55: Weil da kam das ja erst mit den Computern und so.
00:16:01: Und den Handys und so, genau.
00:16:04: Da haben wir angefangen, sehr viel für ihn zu machen oder ihn mit dem Auto irgendwo hin gefahren.
00:16:09: Und wie hat er darauf reagiert?
00:16:10: Also ich kann mich an vieles auch nicht mehr so gut erinnern, aber ich weiß noch, dass wir so in der Pubertät hab ich ganz oft Streitereien gehabt mit meinem Vater.
00:16:22: Also wir haben uns richtig viel angeschrien, obwohl ich eigentlich nicht so viel schrei heute.
00:16:28: Und dann war das auch so schlimm, dass ich ausziehen wollte.
00:16:33: Und dann ... hatten wir überlegt, ob ich zu meinem Halbbruder sieh.
00:16:37: Und dann bin ich nach Australien, weil da dachte ich, ich ist auch weit weg.
00:16:42: Was ist weit weg?
00:16:43: Und dann war ich dann, ja.
00:16:44: Und dann bin ich wieder zurückgekommen.
00:16:46: Das heißt, die Beziehung mit deinem Vater war schon sehr konfliktbehaftet, obwohl ihr euch so auf ihn eingestellt habt und versucht habt, ihn bei seiner Erkrankung zu unterstützen.
00:16:58: Dein Bruder, du und deine Mutter auch?
00:17:01: Ja, also mein Vater ist sehr viel älter als meine Mutter und ist in Rente gegangen, als ich, glaube ich, so dreizehn oder vierzehn oder zwölf oder so war.
00:17:10: Dann hat er dich mit über fünfzig bekommen, ne?
00:17:12: Mit fünfzig, glaube ich, oder zweieinfünfzig.
00:17:15: Ja.
00:17:15: Und deine Mutter war dann so Anfang dreißig, als du gekommen bist?
00:17:18: Mhm.
00:17:18: Die haben achtzehn Jahre Unterschied.
00:17:20: Okay, das heißt, deine Mutter war noch recht jung und konnte sich dann um ihn auch kümmern und hat sich auch sehr aufgeopfert?
00:17:27: Ja, meine Mutter hatte ja schon gesagt, es ist so ähnlich wie ich eigentlich.
00:17:30: Also sehr empathisch.
00:17:32: Die hat auch einen helfenden Beruf.
00:17:34: Und ja... Ruf
00:17:35: kann man auch schon sagen.
00:17:37: Ich rufe das ja schließlich, ne?
00:17:40: Und
00:17:40: ja, ist auch sehr, also auch sehr überangepasst.
00:17:43: Die hatte eigentlich nichts zu sagen.
00:17:45: Ich hab mir die letzten Tage noch mal Gedanken gemacht, weil meine Mutter ist auch wirklich ein großes Vorbild für mich, weil sie so eine auch starke und eigenständige Frau ist.
00:17:55: Auch selbstständig und wollte finanziell immer unabhängig sein und generell jederzeit quasi irgendwie einfach alleine auch leben können.
00:18:04: Aber trotzdem ... In der Dynamik von den beiden hatte meine Mutter eigentlich nicht so viel zu sagen.
00:18:11: Und manchmal habe ich sie früher auch nicht als ganz authentisch erlebt, weil sie eher die Sachen halt gesagt hat, die man von ihr hören wollte oder die mein Vater von ihr hören wollte als die Sachen, die sie wirklich gemeint hat.
00:18:23: Und das haben wir, also auch mein Bruder und ich schon sehr früh gemerkt.
00:18:27: Und eben, mein Bruder hat versucht, dann das rauszuhören, was sie eigentlich ... sagen will.
00:18:34: Und ich habe versucht, sie in dem, was sie gesagt hat, ernst zu nehmen, sodass sie selber merkt, dass sie das eigentlich gar nicht sagen wollte.
00:18:42: Versteht man das?
00:18:43: Ja, versteht man.
00:18:44: In beiden Fällen habt ihr eine Verantwortung übernommen, die euch nicht gebührt.
00:18:48: Also ihr wolltet eure Mutter übersetzen, damit sie ihre Bedürfnisse befriedet bekommt, nämlich das zum Ausdruck bringen kann, was sie wirklich will.
00:18:56: Du über einen Umweg, indem du sagst, ich nehme dich für voll, damit du den Leidensdruck hast, etwas zu ändern und deinem Bruder, ich interpretiere so zwischen den Zeilen, damit ich weiß, was du wirklich willst.
00:19:06: Was entsteht, ist eine Dynamik.
00:19:09: Also, einmal hat dein Vater sehr, sehr viel Platz in der Familie eingenommen.
00:19:14: Er hatte ein sehr ambivalentes Verhalten im Sinne von Zuckerbrot und Peitsche.
00:19:18: Wahnsinnig zugewandt, mal cholerisch und schreint.
00:19:21: Das heißt, die Beziehung zu deinem Papa war nicht so wirklich sicher emotional.
00:19:27: Und deine Mutter kann das noch verstärkt haben, indem sie nicht ihr Ding gemacht hat, sondern sehr bezogen war und immer geholfen hat und immer ihm vielleicht auch in manchen Situationen zum Mund geredet hat und nicht authentisch war.
00:19:41: Was da entstehen kann, ist eigentlich eine sehr tragische Form der Parentifizierung, also dass du Verantwortung übernimmst und deinem Bruder wahrscheinlich auch, die dir nicht gebührt, ne?
00:19:52: Also ich meine, wenn dein Vater krank geworden ist, erblindet ist oder auf seinem Weg der Erblindung war, als du zehn warst, dann war das schon eine ganz schöne Belastung.
00:20:02: Ich meine, mit zehn hat man auch seine eigenen Themen und will eigentlich Kind sein.
00:20:06: Und dann deine Mutter, die du beobachtest, die eigentlich auch nur am helfen ist, nur am zu reden, für jemanden, der das gar nicht so richtig tief zu wertschätzen weiß, sondern der immer wieder seine Ausbrüche kriegt und vielleicht auch stärkere nazistische Persönlichkeitsanteile hat als der Durchschnitt der Bevölkerung.
00:20:25: Du nix jetzt?
00:20:27: Würdest du das bestätigen?
00:20:28: Jetzt schon, also ich bin ja keine Psychologin und ich find's auch schwierig, weil, glaub ich, im Moment häufig irgendwie über so Themen gesprochen werden, ohne dass man das wirklich weiß.
00:20:38: Deswegen will ich das auch nicht so sagen.
00:20:41: Aber mein Vater war schon auch stark manipulativ und das merkt man auch heute noch sehr, dass er uns oder alle gegeneinander irgendwie ausgespielt hat oder auch ganz genau wusste, was er machen musste, um eben Verhalten in mir hervorzurufen.
00:20:58: Und auch von der emotionalen, also er ist sehr gut im emotionalen Erpressen.
00:21:02: Also wenn ich Sachen nicht mache, die er will, dann sagt er zum Beispiel, dass er sich umbringt oder aus dem Fenster springt oder ja, so Sachen.
00:21:11: Und dann hatte ich eine Zeit lang eben das Gefühl, ich muss das jetzt machen.
00:21:15: Und jetzt mittlerweile glaube ich es halt einfach nicht mehr, dass er sich wirklich umbringen würde.
00:21:21: Er sagt, wenn du Sachen nicht machst, dass er sich umbringt.
00:21:25: Wie lange geht das schon?
00:21:26: Auf jeden Fall seit der Trennung, also so seit zwölf, dreizehn Jahren.
00:21:31: An früher weiß ich gar nicht genau, da... Also es war auf jeden Fall schon immer so, dass er eben sehr viel mit Macht und Erpressung eben an seine Ziele kam.
00:21:41: Ja,
00:21:41: also klingt auf jeden Fall alles nach nazistischen Persönlichkeits-Tendenzen, auch wenn das Wort ein bisschen stark ungebrauch ist in den Medien.
00:21:49: Aber du, wie er war, ist das eine, was er mit dir gemacht hat, ist das entscheidende.
00:21:54: Und welchen Beziehungsteil ich du als Kauquap immer wieder besuchst, ne?
00:21:57: Wo siehst du parallel inzwischen deinem Ex-Freund und deinem Papa?
00:22:00: Ach so, was ich noch nicht gesagt habe, aber was mein Vater auch sehr gut konnte, ist, dass er die anderen Leute abgewertet hat.
00:22:08: Also zum Beispiel dann wir durften und mussten vielleicht auch sonntags immer zusammen essen.
00:22:15: Und dann war das zum Beispiel so, dass meine, also die Männer, meine Brüder und mein Vater haben sich dann eben so ganz klassisch über die Zeitung und Politik und so unterhalten.
00:22:25: Und ich durfte da zum Beispiel nicht mitreden, weil ich zu dumm bin oder also weil ich eine Frau oder zu dumm oder ich weiß es nicht genau.
00:22:31: Auf jeden Fall durfte ich da halt nicht mitreden, weil ich davon halt keine
00:22:35: Ahnung habe.
00:22:35: Was hat er denn gesagt?
00:22:36: Ja, dass sich jetzt gerade die Erwachsenen unterhalten oder so.
00:22:39: Ich weiß es nicht.
00:22:40: Irgendwas.
00:22:41: Aber ich weiß es auch nicht mal ganz genau.
00:22:44: Und ich war auch an der Schule, die mein Vater nicht gut fand.
00:22:48: Und deswegen hatte ich oft eh dann das Gefühl, dass ich halt über so Sachen, die mich damals beschäftigt haben, einfach nicht reden konnte, weil das alles blöd war.
00:22:57: Also dumm.
00:22:58: Ich war an der Schule für Dumme und war halt auch dumm, aber Frauen.
00:23:02: Das sind eh nicht so viel Wert für ihn gewesen oder sind nicht so viel Wert.
00:23:07: Gerade
00:23:07: noch gut genug, um ihn zu pflegen.
00:23:08: Genau.
00:23:09: Und so ähnlich habe ich mich in meiner Beziehung dann gefühlt und nicht ganz so schlimm.
00:23:14: Also weil mein Ex-Friend halt ja wie gesagt sehr rational auf Zahlen und so bezogen ist und auch glaube ich sehr schlau in diesen Themen und den Dingen und mir eben manchmal das Gefühl gegeben hat, dass ich eben durch mein eher sozialer Art eben dumm bin.
00:23:30: in diesen anderen Humpereichen, bin ich vielleicht auch, ich weiß nicht, aber man ist ja nicht pauschal dumm, dann denke ich, sondern es gibt ja verschiedene Bereiche, wo man, also in dem sozialen Bereich hatte ich, wenn man es so sagen will, hatte ich das Gefühl, dass er nicht so kompetent ist.
00:23:47: Aber du bist so sozial, dass du ihm das nicht unter die Nase reiben musst?
00:23:50: Ja.
00:23:51: Das ist immer der Unterschied.
00:23:52: Und in unserem evolutionären Erbe oder in unserer evolutionären Vergangenheit hättest du auf jeden Fall die größere Überlebenschance gehabt.
00:23:59: Aber genau das ist das Problem, dass der Vergleich eigentlich schon das Problem ist.
00:24:06: Und dein Vater scheint nicht mit Liebe euch erzogen zu haben, sondern mit Anerkennung und Abwertung.
00:24:14: Und so ist er auch in seinem Umfeld unterwegs gewesen.
00:24:17: Und so ist er auch wahrscheinlich gegenüber sich selbst unterwegs.
00:24:22: Das heißt, auch er ist nur was wert, wenn er etwas in die Welt bringt oder was leistet.
00:24:29: Und das ist eine große Tragödie, weil wenn du immer abgewertet wirst, denkst du ja nur, wenn ich in irgendeiner Weise ihm ein Dienst erweise, dann bin ich seiner Liebe würdig.
00:24:40: Ihn pflege, mich um ihn kümmere.
00:24:42: Selbst dann hält er mich noch für nicht würdig genug, an den sonntaglichen Gesprächen teilzunehmen.
00:24:52: Aufgrund meines Geschlechts, aufgrund der Schule, in die ich gehe, aufgrund, aufgrund, es ist auch egal.
00:24:57: Deswegen schon eine ganz schöne Tragödie eigentlich, ne?
00:25:00: Ja, ich hab auch heute halt noch das Gefühl, dass ich nicht genug mach für ihn, obwohl ich, also, oder zumindest mein Umfeld halt, sagt, dass ich genug mach.
00:25:09: Aber meine anderen Geschwister haben das geschafft, das nicht zu denken, aber ich irgendwie nicht.
00:25:14: Wünschst du dir noch was von deinem Papa?
00:25:16: Gute Frage, aber eigentlich würde ich sagen nicht, nee.
00:25:21: Ich geh stark davon aus, dass er dir nicht das geben kann, was du dir vielleicht sonst noch ins Geheim erhofft.
00:25:27: Er wird recht fest in seinen Muster sein.
00:25:29: Und vielleicht ist irgendwo darunter auch Liebe, aber er scheint sehr starke Probleme haben, das zu zeigen.
00:25:35: Und den Weg, den du jetzt seit zwanzig Jahren probierst über helfen, kümmern, wird vielleicht nicht der fruchtbare Weg sein bei ihm.
00:25:44: Und gleichzeitig ist natürlich schön, dass du ihm so deine Liebe beweist.
00:25:50: Und was ich gleichzeitig auch sagen kann, ist, dass sich da wahrscheinlich bei euch eine Dynamik eingeschliffen hat.
00:25:56: So eine Art Helfer-Syndrom, dass du ihm Sachen zukommen lässt ihr vielleicht gar nicht will, wo auch Verabstand geht und sagt, das geht jetzt gar nicht, das brauche ich nicht.
00:26:06: Und was es bei dir macht, ist, dass durch dieses Helfer-Syndrom, durch diese Parentifizierung, dass du Verantwortungsbereiche als Kind übernommen hast, die nicht deine waren, aber weil du es bei deiner Mutter erlebt hast, verstärkend und weil du es durch deinen Vater als Grundlage gesetzt war, fällt es dir vielleicht manchmal schwerer, für dich zu sorgen.
00:26:28: Ist das so?
00:26:29: Ja.
00:26:30: Also erst, wenn ich die ganzen anderen Sachen erledigt habe, dann
00:26:34: kümmer ich mich
00:26:35: um mich.
00:26:35: Und die Zeit habe ich, also ich bin gerne eigentlich unterwegs und beschäftigt oder habe viele Hobbys auch und so.
00:26:42: Und deswegen komme ich da dann nicht so gut dazu, aber...
00:26:46: Dich um dich zu kümmern?
00:26:48: Wie ist es mit Nein sagen?
00:26:49: Fällt dir das leicht?
00:26:51: Nein.
00:26:53: Nur jetzt, wenn sagen wird, nicht Nein sagen zu können.
00:26:57: Hast du, würdest du sagen, eine hohe Bereitschaft, andere Aufgaben zu übernehmen, für Leute zu helfen?
00:27:02: Ja,
00:27:02: ich helfe denen immer, wo sie es gar nicht wollen.
00:27:04: Also, so wie du vorhin gesagt hast, ich habe bestimmt meinen Anteil daran, dass die Menschen in meiner Umgebung auch so werden.
00:27:11: Also, du hießt auch Menschen, die nicht immer hier übergebt
00:27:13: werden?
00:27:14: Die kriegen sie dann trotzdem, ja.
00:27:17: Und ziehst du auch manchmal Menschen an, die so Probleme haben.
00:27:20: und ja?
00:27:21: Mhm.
00:27:22: Meine Mutter hat es auch ganz stark, wenn man so auf der Straße steht und dann fragen auch alle, mich um Hilfe.
00:27:27: Obwohl ganz viele Menschen neben mir stehen oder so.
00:27:30: Oder es kommen die Leute und erzählen mir irgendwie ganz schlimme Sachen plötzlich in der Bahn oder wenn ich unterwegs bin.
00:27:36: Also irgendwie sieht man das mir auch schon von weitem an.
00:27:39: Das sieht
00:27:39: man ziemlich sicher nicht an.
00:27:40: Aber du wirst in deinem Verhalten etwas haben.
00:27:45: Ich gehe mal nicht davon aus, dass du sowas hast wie eine Helfer-Syndrom-Aura.
00:27:49: Aber vielleicht ja schon.
00:27:51: Aber es hat was mit Abgrenzung zu tun, dass du weniger abgegrenzt bist als andere.
00:27:56: Und die merken dann schon, wenn ich dich angucke, dass dein Blick runtergeht.
00:28:00: Ah, okay.
00:28:01: Ist wahrscheinlich schüchtern genug, dass mein Kram bei dir abladen kann und dir mal erzähle, was bei mir im Leben scheiße läuft.
00:28:06: Mhm.
00:28:06: Du musst direkt fragen, ob die eine Krankenkassenkarte dabei
00:28:09: haben.
00:28:09: Ja.
00:28:10: Die du mir vielleicht mal durch den Arsch ziehst, wenn die nicht aufhören.
00:28:12: Ja, ich üb das jetzt.
00:28:13: Also, ich wurde auf dem Weg hierher natürlich auch angesprochen von irgendjemand, der irgendwas ... Also, oft ist es ja auch irgendwas Gutes, aber irgendwas mehr andrehen wollte halt auch der Straße.
00:28:23: Da hab ich dann gesagt, ich hab gerade keine Zeit.
00:28:25: Obwohl ich ja Zeit hatte eigentlich, kann man halt zu früh hier.
00:28:28: Also ich weiß das und da versuche ich auch schon, Dinge dagegen zu machen.
00:28:32: Wie ist es, hilfst du auch manchmal, obwohl du selber ausgelaugt und der Chef bist?
00:28:36: Ja, also ich hab das vor allem jetzt, also mein Vater hatte vor einem Jahr ne Sepsis und war dann im Krankenhaus wegen einer akuten, lebensbetrotlichen Situation.
00:28:45: Und dann ist das alles sehr schwierig geworden, weil mein Vater sehr beratungsresistent ist.
00:28:52: und er dann trotzdem alleine wohnen wollte.
00:28:54: und dann kam da immer die Polizei und alles.
00:28:57: Und da ich auch seine Wettvollmächtigte bin, wurde ich da auch immer angerufen und da konnte ich dann auch nicht mehr mich so gut abgrenzen und habe dann eine Magen-Schleimhaut-Inzündung und so körperliche Symptome halt vom Stress auch bekommen.
00:29:10: Und dann habe ich dann auch schon gemerkt, dass ich da was ändern muss.
00:29:15: Wie ist es, wenn es um deine eigene Bedürfnisse geht, hast du dann ein gutes Gespür?
00:29:19: Ich glaub, es wird besser.
00:29:21: Also, ich hatte keins, glaub ich bin mir ganz sicher, aber ich hab das geübt und es wird, glaub ich, besser.
00:29:27: Ich weiß nicht immer direkt, aber eigentlich, glaub ich, weiß ich mittlerweile schon viel, aber ich glaub mir halt nicht.
00:29:34: Ah ja.
00:29:35: Du merkst etwas, aber du glaubst nämlich, was du da spürst und merkst.
00:29:38: Ja, und mach dann das Gegenteil.
00:29:40: Mhm.
00:29:41: Spannend.
00:29:43: Also, bei dir treffen auf jeden Fall ziemlich viele Punkte auf das Helfer-Syndrom zu.
00:29:47: Weißt du, was das Spannende am Helfer-Syndrom ist?
00:29:50: Es dient ja etwas, ne?
00:29:53: Also du nutzt ja diese Hilfe, die du anbietest, auch wenn sie nicht gewollt ist, um etwas zu erzeugen, nämlich du sicherst Beziehung in dem Moment.
00:30:02: Also du sagst, okay, wenn ich das und das für dich tue, bin ich nicht nur der Beziehung würdig, dann kann ich auch in Beziehung sein.
00:30:08: Und das Ding ist, dass es nicht unbedingt wirklich nur um die Bedürfnisse des anderen geht, nämlich um die Krankheit deines Papas.
00:30:17: sondern vor allem, und das ist unbewusst, geht es ja auch um dein Bedürfnis, gebraucht zu werden.
00:30:23: Und das ist ja eine Form von Selbsterhöhung, wenn man so will und Bindung, die du dadurch herstellst, hey, ich bin die Helferin und ich werde dir gebraucht.
00:30:31: Das ist uns evolutionär angelegt, dass wenn wir helfen, dass das ein angenehmes Gefühl erzeugt und dass es die Bindung sichert und du so eine Form von Kontrolle hast, auch über die Bindung.
00:30:44: Du bist dir helfen, du kannst dir ... die Glieder zusammenfügen und der andere ist ja so hilflos.
00:30:49: Ja.
00:30:50: Findest du dich da wieder?
00:30:51: Ja, auf jeden Fall.
00:30:52: So meine Mutter und mein Bruder haben auch meine Beziehung dann zum Teil als mein Projekt genannt und gesagt, ob ich mir jetzt wieder ein neues Projekt suche, jetzt wo ich wieder eine Beziehung will.
00:31:03: Und auch gesagt und darüber habe ich mir jetzt natürlich auch in einem Jahr mehr Gedanken gemacht, was passiert eigentlich, wenn ich diese Projekte nicht mehr habe.
00:31:11: Also wenn mein Vater stirbt oder wenn ich die Beziehung wo ich so viel rein investiere, dann nicht mehr habe.
00:31:18: Also dann...
00:31:19: Bist du auch noch im Hessischen Beruf?
00:31:21: Nichts mehr, glaube ich.
00:31:23: Genau.
00:31:24: Dann muss ich erst mal gucken, was ich dann überhaupt mache.
00:31:27: In deinem System ist wahrscheinlich relativ tief abgespeichert, wenn ich nicht helfe, bin ich nicht.
00:31:33: Ich darf nicht existieren, ich existiere einfach nicht, wenn ich nicht helfe.
00:31:38: Und das führt dann zu diesem pathologischen Helfen.
00:31:42: Und eigentlich ist es ein Schutzmechanismus, der eben diese Sachen herstellt für dich.
00:31:47: Bindung.
00:31:48: Also du bekommst vielleicht auch manchmal Bewunderung, Dankbarkeit.
00:31:51: Du wirst dadurch anerkannt, du kannst dich selber erhöhen.
00:31:55: Also du schützt dein Selbstwert, dass du wirklich die helfende Person bist und du fühlst dich gebraucht.
00:32:02: Und du hast natürlich die Kontrolle, weil ein Stück weit ist ja der, dem geholfen wird, in der Abhängigkeit von dir.
00:32:09: Würdest du sagen, das sind so die Sachen, die Mechanismen, die bei dir laufen, wenn du in die Hilfe gehst, oder ist das sehr unbewusst?
00:32:16: Ja, ich denke schon, dass wenn ich nichts leiste oder wenn ich niemandem helfe, dass ich dann irgendwie nichts bin oder auch nichts wert bin, oder ich mir würde es, glaube ich, schwer fallen, in einer Beziehung zu sein, in der ich nichts für die Beziehung so leiste.
00:32:30: und deswegen bin ich auch hier, weil ich gar nicht weiß, ob ich da aufhören kann und ich würde es ja gerne lassen, halt, weil ... Ich mich ja auch gerne wohlfühlen würde, wenn ich eben nichts helfe oder leiste.
00:32:43: Und deswegen glaube ich auch, dass ich dann einen großen Anteil habe.
00:32:46: Also das liegt vielleicht nicht jetzt primär in meinem Partner, sondern wie gesagt, ich würde ja auch irgendwas tun oder helfen oder machen, wenn ich jetzt gar nicht danach gefragt werde, obwohl...
00:32:56: Und du kannst wahrscheinlich auch schlecht nach Hilfe fragen,
00:32:58: ne?
00:32:58: Ja, ja.
00:33:03: Und gleichzeitig, wie ist denn das Gefühl, damit zu leben?
00:33:07: Was ist das für Lebensgefühl?
00:33:10: Fühlt sich das
00:33:10: lebendig und sprudelig an und frisch?
00:33:13: Oder wenn du zum Stehstand kommst, weil du scheinst ja sehr viel beschäftigt zu sein, fühlt sich das unangenehm an?
00:33:18: Ja, sehr.
00:33:19: Also das muss ich auf jeden Fall noch üben oder das will ich üben.
00:33:23: Das ist auch noch ein anderes Ziel von mir, dass ich so die Ruhe besser ertragen kann.
00:33:28: Und dadurch verstärkt sich das auch, das ist leider so eine Spirale geworden wahrscheinlich.
00:33:34: Also wir haben aufgezählt, warum du hilfst, welche Ursache das in deiner Geschichte haben könnte.
00:33:40: Durch die Verstärkung von deiner Mutter, durch die Ambivalenz deines Vaters, durch die unsichere Bindung da.
00:33:46: Und es kann auch durch so ein Vermeidungsmotiv verstärkt werden.
00:33:50: Wenn man sich auf andere konzentriert, dann hast du in dem Moment weniger Zeit, um bei dir selber zu gucken, wie fühle ich mich denn gerade?
00:33:56: Und musst dich auch weniger mit denen auseinandersetzen, mit deinen eigenen Gefühlen.
00:34:00: Und du willst daraus?
00:34:02: Ich denke nicht aus allem, aber ... aus dem Teil auf jeden Fall, dass ich mir oder ich würde gerne den Gefühlen, die ich jetzt wahrnehme, auch mehr vertrauen und eben eine Beziehung mit gegenseitiger Wertschätzung führen, wo ich vielleicht auch lernen kann, dann dass ich nicht dauernd alles machen muss.
00:34:25: Und gleichzeitig wird ein Teil von dir so programmiert sein wahrscheinlich, dass du dir eher Personen suchst, die deine Hilfe gerade gut gebrauchen können, die findest du vielleicht per se anziehen da, weil die Kaukwappe zurück in den Teich schwimmt, wo sie mal eins geboren wurde.
00:34:44: Und deswegen können wir ein paar Sachen arbeiten, wenn du magst.
00:34:47: Einmal noch das Thema Heffer-Syndrom, ein bisschen klarer zu kriegen und auch das Paar-Rentifizierung, das Thema, am Ende einfach mal psychologisch raufgucken, was passiert da, warum laufen diese Mechanismen und inwieweit sind die vielleicht auch ungesund?
00:35:03: für dich, wenn du sagst, du möchtest dem hier und jetzt eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen, dann wird dein Suchmechanismus vielleicht ein bisschen neue Kalibrierungen brauchen.
00:35:13: und dann kannst du für dich üben, klarer dich zu spüren und abzugrenzen und zu merken, hey, wenn klick denn wieder meinen Mechanismus rein.
00:35:21: Wollen wir noch mal kurz weitermachen beim Thema Helfer-Syndrom?
00:35:27: Was ich ganz häufig finde, was übersehen wird, ist, dass du ja einmal Nicht nur Hilfs aus reiner Nächstenliebe, sondern weil du eigene Bedürfnisse hast und die damit erfüllen willst.
00:35:40: Hört sich jetzt drastisch an.
00:35:42: Wie geht es dir damit mit Menschversagen?
00:35:44: Okay, ich glaube, ich weiß das eigentlich schon.
00:35:47: Und dass man der anderen Person nicht wirklich immer hilft nur, weil du bietest auch Hilfe an, die dich gebraucht wird.
00:35:53: Und entscheidest damit auch für andere Personen, was ist gut oder schlecht.
00:35:59: Also schränkst du extrem in ihre Autonomie ein.
00:36:02: Der andere fühlt sich dadurch vielleicht auch nicht so gesehen und geachtet, weil du dann auch über den Kopf hinweg entscheiden musst.
00:36:07: Und gerade bei Menschen, die unter einer Substanzsucht leiten, kann es zu einer Co-Abhängigkeit führen, dass die Sucht eigentlich aufrecht erhalten wird, dadurch, dass die Leute mit dem Helfer-Syndrom immer alles wegprofern, was irgendwie schmerzhaft ist.
00:36:27: Das heißt... Der Druck für deinem Papa ganz spezifisch, der ist jetzt schon ein paar und siebzig oder so, hat es gesagt, ne?
00:36:33: Und dreiundachtzig.
00:36:35: Sie sich zu verändern, weil er merkt, so funktioniere ich nicht als soziales Wesen in der Welt.
00:36:41: Den gibt es nicht in der Form.
00:36:44: Und die nimmst du ihnen auch, weil du ihm nicht klar spiegelt, was abgeht.
00:36:49: Und ich weiß nicht, ob er sich mit dreiundachtzig noch ändern wird.
00:36:52: Auf keinen Fall.
00:36:53: Also er ist jetzt auch Demand und so.
00:36:55: Er wird sich jetzt auf keinen Fall mehr ändern.
00:36:57: Dann
00:36:57: kannst du ihn nur so nehmen, wie er ist und mit dem Leben, was er gerade ist und nicht mit der Hoffnung, dass er sich vielleicht auch nochmal verändert und dich vielleicht dann so sieht, wie du gern gesehen werden möchtest von ihm, sondern er hat das für dich, was er hat.
00:37:12: Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, sich mit dem zu arrangieren.
00:37:15: Wir sind häufig mit dem vermeidlichen Potenzial einer Person zusammen.
00:37:20: Und mit der Hoffnung und mit unseren Bedürfnissen, dass die eigentlich noch mal erfüllt werden.
00:37:24: Aber bei den allermeisten Personen, in dem Alter, würde ich sagen, ist das ganz schwierig.
00:37:30: Und darum ist es besser.
00:37:32: So sagen, hey, mein Papa ist, wie er ist.
00:37:34: Und dann kann ich mich ganz klar entscheiden, möchte ich da hinfahren und ihm beistehen oder nicht.
00:37:42: Weil du weißt ja, was dabei rauskommt, wenn du hinfährst, ne?
00:37:45: Wie dramatisch ist das eigentlich für dich, wenn du so hörst, wie du aufgewachsen bist?
00:37:50: irgendwie nicht so schlimm.
00:37:52: Okay.
00:37:55: Ging alles ganz gut.
00:37:59: Also ich würde es jetzt nicht dramatisch beschreiben, so wie du es jetzt gesagt hast.
00:38:04: Es waren, also meine Eltern haben mich beide geliebt und haben auch viel auf mich geachtet oder mir viel ermöglicht und also ich würde Aber das hattest du, glaub ich, auch in einem Podcast gesagt.
00:38:21: Ich würde meine Kinder nicht in so einem Umfeld aufwachsen lassen wollen.
00:38:25: Für
00:38:25: dich war's okay.
00:38:26: Aber für mich war's okay, ja.
00:38:28: Okay.
00:38:30: Ja.
00:38:34: Was ganz häufig passiert ist, musst du gucken, ob das stimmt, dass wir unsere eigene Geschichte nicht so ernst nehmen.
00:38:41: Einer Haar geht ja gar nicht so schlimm, halb so wild.
00:38:45: Und das ein bisschen runterspielen.
00:38:47: Was da nämlich passiert ist, dass wir eigentlich nicht den Schmerz und das spüren müssen, was uns wiederfahren ist und wie es uns wirklich ging auch in der Situation.
00:38:58: Möchtest du mal nachfühlen, wie es dir ging in den Situationen früher?
00:39:02: Kannst du dir nicht mehr an so viele erinnern, aber kannst du dich noch an eine dramatische Situation mit deinem Papa erinnern?
00:39:08: Also an dieses Schreien die ganze Zeit gar nicht, aber da bin ich auch wirklich sehr sensibel, wenn jetzt jemand schreit, fange ich eigentlich schon an zu weinen.
00:39:15: Das ist wirklich schlimm mit dir.
00:39:17: Ist mir auch voll unangenehm, weil ich das gar nicht mehr ertragen kann.
00:39:21: Bei eurem Podcast bist du Freundinnen am Anfang schreien, die sich dort an.
00:39:25: Und das spule ich immer nach vorne.
00:39:28: Weil ich nicht so unangenehm bin.
00:39:30: Klaus Krauss-Kinzglieder schreit immer.
00:39:31: Da kann ich
00:39:32: gut üben.
00:39:33: Aber ich find das sehr unangenehm, wenn Menschen schreien.
00:39:36: Und ja, meine Schwester hat auch viel geschrien.
00:39:40: Oder generell, das haben alle irgendwie viel geschrien.
00:39:42: Aber
00:39:43: man sich besser unterhalten kann, wenn man schreit.
00:39:45: Der Lauter hat recht.
00:39:48: Du wirst relativ leise, ehrlich gesagt.
00:39:51: Ja,
00:39:51: jetzt, also ich kann, glaube ich, glaube ich, kann nicht mehr schreien.
00:39:55: Genug geschrien für dieses Leben.
00:39:57: Kannst du dich noch an eine Situation erinnern, die für dich damals dramatisch war?
00:40:02: Wozu kann das denn führen, wenn man einen ambivalenten Papa hat und eine Mama, die nicht wirklich authentisch ist und man deshalb vielleicht auch den Tanz, den sie gegenüber deinem Vater tanzt, nachtanzt, dass man sich einsam fühlt, ne?
00:40:15: was in dir sich ganz schön alleingelassen gefühlt hat.
00:40:20: Würdest du sagen,
00:40:21: das
00:40:21: trifft zu?
00:40:23: Ja, es gab so eine ähnliche Situation, da war ich auch wieder krank.
00:40:27: Es hatte nichts mit Schreien zu tun, aber einfach mit diesem, dass es eigentlich egal war.
00:40:34: Ich will, oder was jemand anderes will, außer mein Vater.
00:40:37: So wie wir Sonntags oft gegessen haben, waren wir auch öfters im Restaurant.
00:40:41: Und da waren wir uns in der Nier, es war so fünf Minuten weg von zu Hause, was essen.
00:40:47: Und es war halt auch immer wichtig, dass wir das machen.
00:40:50: Und ich hatte da nie so viel Spaß dran.
00:40:53: Und dann hatte ich da auch wieder Fieber.
00:40:57: Und hab gesagt, ich kann hier nicht mehr sitzen, weil mir ging's richtig schlecht.
00:41:01: Und ob ich nach Hause gehen kann.
00:41:03: Und dann, mein Vater hat auch immer viel Angst um uns.
00:41:06: Also, wenn ich ins Schwimmbad gehe, dann sagt er, ich soll aufpassen, dass ich nicht ertrinkt oder so Sachen.
00:41:11: Und dann durfte ich halt auch nicht nach Hause laufen, weil, keine Ahnung, ich weiß nicht genau, wie alt ich da war.
00:41:17: Aber bestimmt schon, vier, zehn, fünf, zehn oder so, und es war wirklich nicht weit.
00:41:20: Und vielleicht war ich auch jünger, aber es war auf jeden Fall wirklich nicht weit.
00:41:24: Und dann ... musste ich halt ins Auto gehen und dann warten, bis sie fertig gegessen haben.
00:41:29: Und dann lag ich da in diesem Auto und ich hab Schüttelfrost bekommen.
00:41:31: Mir ging es richtig schlecht, hatte keine Decke, hab gefroren und geschwitzt.
00:41:35: Und für mich war das voll lange, aber wahrscheinlich, ich weiß nicht, wie lange das war.
00:41:39: Und ich versteh auch nicht, wie man da einfach sitzen und sein Essen genießen kann.
00:41:44: Aber die haben mal dann fertig gegessen und dann irgendwann sind wir dann nach Hause gefahren.
00:41:49: Magst du da mal hin zurückreisen?
00:41:52: Mhm, können
00:41:53: wir machen, ja.
00:41:53: Beschreib mal.
00:41:55: Diese Situation mit dem Auto, du bist ins Auto gegangen und hast dort gelegen dann auf der Rückbank?
00:42:02: Mhm.
00:42:03: Okay.
00:42:04: Wie fühlt sich dein Körper an, wenn du in die Situation zurückgehst?
00:42:11: Hm, schwer irgendwie.
00:42:11: Mhm.
00:42:16: Kalt, warm.
00:42:17: Hm,
00:42:21: so beides.
00:42:22: Also mir war immer kalt und warm so im Wechsel.
00:42:26: Jetzt fühle ich mich eher warm.
00:42:29: Was geht dir durch den Kopf?
00:42:30: Hm,
00:42:35: also diese... Eigentlich nur diese Situation, wie ich da... Also ich versuch das mir vorzustellen, wie ich da eben liege.
00:42:43: Mhm.
00:42:44: Und was ging dir damals zwischen Kopf?
00:42:46: Ja, da habe ich mich schon sehr alleine gefühlt und auch nicht so viel wert, weil ich dachte, wie kann das wichtiger sein, da zu essen, als mich kurz nach Hause zu fahren oder mich nach Hause zu lassen.
00:42:59: Also du hast dich eigentlich im Stich gelassen gefühlt?
00:43:02: Ja.
00:43:03: Von deiner Familie?
00:43:06: Ja.
00:43:08: Und wenn du jetzt als Erwachsene Lena von außen an das Auto ran trittst, was siehst du?
00:43:19: E-Land, also ich habe mich auch so e-Landig gefühlt halt einfach.
00:43:23: Also mir fällt es eh schon schwer, ja nichts zu machen und wenn ich dann krank bin und nichts machen kann und dann da so alleine bin, dann fühle ich mich oft dann noch schlechter einfach.
00:43:35: Also ist es ein kleines Häufchen, E-Land?
00:43:38: Wie geht es dir als Erwachsene Lena, wenn du das siehst?
00:43:41: Ich hab Mitleid.
00:43:43: Und bin traurig.
00:43:45: Als der kleine Lena so schlecht geht.
00:43:48: Mhm.
00:43:49: Und wenn sich jetzt euer Blick trifft, von der kleinen und großen Lena, was für ein Wunsch hat die kleine Lena?
00:43:58: Nähe und Geborgenheit.
00:44:01: Und das heißt, was sollst du machen als große Lena?
00:44:05: Umarmen und nach Hause bringen.
00:44:07: Hast du zu vielerweise die Autoschlüssel oder kann irgendjemand das Auto entriegeln?
00:44:12: Mhm.
00:44:14: Dann geh mal auf die kleine Lena zu und schau, was ich gut anfühle.
00:44:24: Was macht gerade die große Lena mit der Kleine?
00:44:28: Aufheben und rausbringen aus dem Auto und nach Hause laufen.
00:44:35: Hand in Hand?
00:44:36: Ja, so mit dem Arm umeinander.
00:44:41: Wie fühlt sich das an?
00:44:43: Gut, schön, warm.
00:44:47: Das hättest du gebraucht,
00:44:48: ne?
00:44:48: Mhm.
00:44:52: Und dann kommt die kleine Lena ins Bett?
00:44:54: Mhm.
00:44:58: Möchte sie, dass du noch ein bisschen sitzen bleibst?
00:45:01: Ja.
00:45:09: Wie hat sich das Gefühl bei der kleinen Lena verändert?
00:45:12: Von im Auto sitzen, ganz allein.
00:45:19: Mit dem Gefühl, ich zähle nichts.
00:45:22: Hinzu, ich wollte nach Hause gebracht.
00:45:25: Arm in Arm und dicke in meinem Bett.
00:45:27: Da, wo ich hin musste.
00:45:29: Vielleicht hältst du als großer Lena gerade die Hand.
00:45:33: Wie fühlst du dich jetzt als kleiner
00:45:34: Lena?
00:45:37: Wohl.
00:45:38: Ich fühle mich gut und wohl.
00:45:40: In der Situation.
00:45:44: Wenn du magst, kannst du dir in Gedanken noch selber was sagen.
00:45:49: Ganz für dich alleine.
00:45:50: Vielleicht eigentlich bin da.
00:45:54: Wenn du mich brauchst.
00:45:56: Du bist nicht alleine.
00:45:58: Ich bin an deiner Seite.
00:46:02: Wir gehen hier zusammen durch.
00:46:03: Und dann verabschiede dich langsam.
00:46:10: Okay, Großelena.
00:46:12: Wieder zurück.
00:46:13: Im Hier und Jetzt.
00:46:14: Wie fühlst du dich gerade?
00:46:15: Gut.
00:46:16: Ja.
00:46:17: Ja.
00:46:19: Was diese Übung eigentlich macht, ist, Viele Menschen laufen eigentlich im hier und jetzt mit einem emotionalen Topf der Lehre rum und versuchen durch Beziehungserfahrungen, die sie im hier und jetzt machen, diesen Topf zu füllen.
00:46:37: und gleichzeitig suchen sie sich Beziehungspartner, die den in der Tendenz eher Lehrer
00:46:44: machen,
00:46:48: weil sie eben diesen Mechanismus von früher noch haben, diese Suchbrille von früher.
00:46:54: Was du mit solchen Reisen machen kannst.
00:46:58: Zu den Punkten, wo du dich emotional sehr verlassen gefühlt hast.
00:47:03: Da selber zurück hin reisen und das kannst du auch für dich machen Gedanken.
00:47:07: Ich mache das auch manchmal Gedanken.
00:47:09: Und dir dann die emotionale Fürsorge geben, die du gebraucht hättest.
00:47:13: Das wird keiner wahrscheinlich mehr kommen, der das macht.
00:47:17: Darum können wir selber machen.
00:47:19: Ganz viele Leute wissen Bescheid, wie es ihnen als Kind ging, holen sich dort aber nicht emotional
00:47:24: ab.
00:47:26: Aber die noch größere Gruppe an Leuten sagt, war ja gar nicht so wild.
00:47:32: Geht schon alles.
00:47:34: War nicht so dramatisch.
00:47:35: Dass mein Kind in solchen Umständen aufwächst, das finde ich nicht.
00:47:38: Aber für mich ging das gut.
00:47:42: Da wird uns manchmal erst die Tragik bewusst.
00:47:46: Was in der Situation eigentlich Phase war.
00:47:48: Also hört sich jetzt vielleicht harmlos an, wenn du es so hörst.
00:47:52: Aber wenn dir das eine Freundin erzählen würde, würde sich das immer noch harmlos anfühlen.
00:47:56: Dass es den Eltern so viel wichtiger war, zu essen und Angst um dich zu haben, dass du nicht alleine nach Hause laufen durftest, sondern dass du mit Schüttelfrost alleine im Auto warten musstest.
00:48:09: Bei dir ist der Eindruck entstanden einfach, dass deine Bedürfnisse nicht sehen und am Ende haben sie es dir in dem Moment ja auch gezeigt, ihre Bedürfnisse, das Dinner fertig zu machen und gleichzeitig das Nicht-Vertrauen in deine Fähigkeiten, dass du es als fast vierzehnjährige schaust, ein paar Blocks nach Hause zu laufen, das war denen wichtiger.
00:48:29: Und das wird wahrscheinlich nicht ein bewusster Prozess gewesen sein, aber es war ihnen wichtiger.
00:48:33: Und ich meine, das war vielleicht ein Erlebnis von mehreren in der Stärke.
00:48:40: Und wenn du Lust hast über die nächsten Wochen, Monate, reiß immer mal wieder zurück dahin und mach diese Übungen einfach mit verschiedenen Situationen, wo
00:48:50: du hast.
00:48:52: So kannst du Stück für Stück deinen emotionalen Topf füllen.
00:48:55: Und dann ist die Suche im Außen nicht mehr ganz so stark.
00:49:00: Und der Mechanismus klickt nicht mehr ganz so stark.
00:49:03: Und du kannst vielleicht freier ein Beziehungspartner suchen, der besser zu dir passt.
00:49:09: Wenn du jemanden suchst für eine Beziehung, wonach guckst du?
00:49:14: Also schau eben natürlich, ob ich den Menschen auch anziehen finde und ob das Optisch und so weiter passt.
00:49:22: Aber was mir auch jetzt so wichtig geworden ist, ist eben, ob man gute Gespräche führen kann, ob ich mich wohl fühle.
00:49:29: in der Gegenwart von der Person und ob wir ähnliche Werte und Vorstellungen haben vom Leben.
00:49:36: Und du möchtest eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen, ne?
00:49:39: Woran erkennst du denn, ob ein Partner auch das auch möchte?
00:49:42: Das weiß ich eben nicht.
00:49:45: Vielleicht denke ich, dass ich es merken würde, aber ich bin nicht mehr eben auch nicht sicher, ob ich das direkt merken würde, wenn mich jemand irgendwie doch wieder abwertet oder schlecht behandelt oder so.
00:49:59: weil es für mich eben so gewohnt ist.
00:50:02: Und du bemerkst das manchmal erst um Nachhinein, ne?
00:50:04: Oder gar nicht, wenn es mir dann Freunde sagen.
00:50:07: Also deswegen habe ich auch schon gedacht, dass ich eben meinen Partner relativ oder meinen potenziellen Partner früher meinen Freunden vorstelle, weil die das besser sehen können.
00:50:17: Das hatte ich mir eben überlegt für den Anfang, bis ich es vielleicht dann selber auch besser spür oder merke.
00:50:26: Und manchmal merke ich es eben, aber ich glaube dann, dass das nicht stimmt, was ich merke.
00:50:31: Dass
00:50:32: du dir selbst nicht glaubst.
00:50:33: Also zum einen hast du das Gefühl, dass deine Antennen nicht so ausgebaut sind, dass du es überhaupt bemerkst, wenn er die Beziehung auf Augenhöhe führt.
00:50:40: Und das andere ist, dass du dir das, wenn du irgendwie merkst, das ist hier gerade nicht korrekt, dir selber nicht glaubst.
00:50:47: Ja.
00:50:48: Okay.
00:50:48: Und in der Beziehung war das eben häufig so, dass mich Personen auch schnell überzeugen können.
00:50:55: Also, wenn wir dann Streit hatten oder ich eben versucht habe, meinen Standpunkt von einer Situation klarzumachen, dass ich dann doch eben eher das geglaubt habe, was mein Ex-Freund dann gesagt hat, als das wie ich es empfunden habe.
00:51:10: Also glaubst du deinen eigenen Gefühl nicht, ne?
00:51:12: Du brauchst eigentlich so eine Standpunktsicherheit für deine eigenen Gefühle.
00:51:16: Ja.
00:51:17: Woran würdest du denn festmachen, dass ein Gefühl passt zu einer Situation?
00:51:20: und wann würdest du sagen, nicht?
00:51:22: Eigentlich kann ich es ja... nie wissen, weil ich es ja nur so fühlen kann, wie ich es halt fühle.
00:51:29: Hilft es dir, wenn du etwas fühlst, das wahrzunehmen und zu merken, aha, irgendwie stimmt hier was nicht?
00:51:38: und dann Meter rauszugehen und zu sagen, ich beobachte mal meinen Freund und mich und krieg dann eine Perspektive darauf, dass du es versuchst, objektiv einmal von außen zu sehen und dir damit eine Brücke baust?
00:51:53: Ja, ich denke, das würde mir auf jeden Fall helfen oder so mache ich es dann eben auch manchmal, dass ich es eben versuche, möglichst objektiv halt Freunden zu beschreiben und zu fragen, ob ich irgendwie wirklich da eine falsche Wahrnehmung habe.
00:52:06: Du
00:52:06: hast es ja über Jahrzehnte erlebt, dass deine Wahrnehmung irgendwie versucht wurde, immer ein bisschen zu verdrehen.
00:52:12: Und das ist das Problem.
00:52:13: Was das Tragische daran ist, ist, dass wir als Erwachsener irgendwann nicht mehr unsere eigenen Wahrnehmung glauben, weil wir es so oft erlebt haben, dass das verdreht wurde.
00:52:23: Das ist Gaslighting, was dein Vater auch schon sehr stark mit dir betrieben hat.
00:52:28: Was ich finde, wonach du gucken kannst, darfst sehr früh, wertschätzt dich die Person und damit meine ich nicht irgendwie so, wow, wir müssen heiraten so in der ersten Woche, sondern merkst du so kleine Gesten, dass die Person zum Beispiel pünktlich ist, also deine Zeit wertschätzt, dass sie sich Gedanken darüber macht, wohin ihr geht zu einem Date, dass sie vielleicht auch mal was Liebes sagt und jeder hat eine andere Form, seine Zuneigung zum Ausdruck zu bringen.
00:52:55: Da gibt es die klassischen fünf Sprachen der Liebe und da kann man auch mal gucken, wie macht der eine das?
00:53:00: Sagt ihr das oder bringt ihr da vielleicht mal was mit oder sagt, hey, mir ist total wichtig, mit dir Zeit zu verbringen oder dir bei Sachen zu helfen.
00:53:08: Deine Sprache der Liebe ist helfen.
00:53:12: Vielleicht.
00:53:13: Das heißt, darauf kannst du mir achten.
00:53:15: Dann suchst du dir jemanden, wo du gleich weißt, ah, der ist schön unselbständig.
00:53:21: Hier kann ich dir ein wenig unter die Arme greifen.
00:53:23: Hier werde ich gebraucht, weil ja bei dir vielleicht ein Programm abläuft von wegen, wie jemand der selbstständig ist und mit mich nicht braucht.
00:53:32: Mit dem kann ich gar nicht in Beziehung sein, weil ich ja nur in Beziehung sein kann mit Leuten, wenn ich gebraucht werde, weil ich werde dir nicht meiner Selbstwillen geliebt, sondern meiner Taten willen.
00:53:41: Das heißt auch darauf zu achten, ob jemand wirklich selbstständig ist, den du dir suchst.
00:53:47: Dann auch für dich klare Grenzen zu ziehen, wenn du merkst, Das geht nicht.
00:53:52: In der Situation, die du geschildert hattest mit deinem Ex-Freund, die dir nichts vom Supermarkt mitbringen wollte, du hast es leider nicht in der Situation gemerkt.
00:54:01: Aber mit ein bisschen Übung, wenn du das reflektierst solche Situationen, dann wirst du es immer schneller merken.
00:54:07: Und das kann dann auch erst manchmal im Nachhinein passieren, aber du kommst immer näher an den Knall.
00:54:11: In dem Moment, wo es passiert, dass du merkst, ah, hier ist irgendwas nicht richtig.
00:54:15: Dass du dann auch wirklich sagst, hey, das finde ich grad richtig schade, ehrlich gesagt, weil ich bin hier krank.
00:54:21: im Bett und mich würdest du total freuen, wenn du mir was mitbringst, weil ich brauch dich gerade.
00:54:26: Da komm wieder nach Hilfe fragen und dann kannst du mir das bitte mitbringen.
00:54:30: Ich brauch dir deine Hilfe.
00:54:35: Ich glaub, das würdest schon schaffen mittlerweile bei so Sachen.
00:54:39: Und
00:54:39: das zahlt extrem auf dein Selbstwertgefühl ein, weil du dir selbst wichtig bist und einen Wert gibst, dass du's wert bist, dass jemand anderes dir hilft.
00:54:50: Und wenn Sachen auch nicht gehen für dich, kannst du das auch im Nachhinein noch sagen, ne?
00:54:54: Ich mein, du hast es ja irgendwann bemerkt und kannst auch eine klare Grenze ziehen.
00:54:58: Hey, ich wünsch mir einen Miteinander.
00:54:59: Das ist ein hoher Wert von mir, dass man sich gegenseitig unterstützt.
00:55:03: Und das war für mich richtig, richtig blöd.
00:55:05: Ich war krank da und hätte deine Hilfe gebraucht.
00:55:09: Also das mache ich dann auch.
00:55:10: Aber dann kommt wieder diese Situation oder kam eben, dass es dann mir so erklärt oder beschrieben wird, dass es dann nachvollziehbar ist, warum er es so gehandelt hat.
00:55:21: Ah, okay, der dreht das noch mal so ein bisschen rum.
00:55:24: Ja.
00:55:25: Hey, wir hatten das abgemacht und du hast das wirklich eingekauft.
00:55:27: Und ich
00:55:27: war ja vorher auch irgendwie scheiße zu ihm.
00:55:29: Ich weiß nicht genau, was ich gemacht habe, aber ich habe ja noch
00:55:32: irgendwas falsch
00:55:33: gemacht.
00:55:33: Hast du die
00:55:34: Beschrafung
00:55:34: verdient, meinst du?
00:55:35: Ja.
00:55:35: Und so war das eben, weil du ja noch mal gefragt hast, was mich da so gestört hat an der Beziehung einfach.
00:55:40: Ich habe das dann schon meistens gesagt, wenn, oder zumindest im Nachhinein, wenn mich was gestört hat oder wenn ich das Gefühl hatte, dass meine Grenze nicht beachtet wurde.
00:55:50: Aber es kam nie zu dem Punkt, dass man dann wirklich sagt, ja, stimmt oder ich werde es in Zukunft mir merken.
00:55:57: Oder es war immer so, dass es dann erklärt wurde und dann ich mir halt nicht mehr sicher war, ob ich das alles jetzt so richtig sehe.
00:56:06: Und mit ein bisschen Abstand, wie siehst du es heute?
00:56:10: Warst du für dich richtig?
00:56:13: Also ist das nicht so genau, ne?
00:56:15: Nee, also ich würde gerne Ja sagen, aber ich bin mir ohne sicher.
00:56:19: Was da helfen kann in solchen Prozessen, das ist mal ganz genau aufschreibst für dich.
00:56:23: Zwei Tage liegen lässt, drauf guckst und guckst, wie fühlt sich's an.
00:56:27: Und es ist nicht von dir geschrieben, sondern von der Freundin.
00:56:30: Dann hast du nämlich den Abstand.
00:56:32: Dadurch, dass du so häufig manipuliert wurdest, ist deine Wahrnehmung, selbst wenn sie funktioniert, nicht auf dich geeicht im Sinne von, du kannst ja nicht sagen, ja, das stimmt.
00:56:46: Und die kannst du dir zurückerobern in dem Moment, wo du ein besseres Körpergefühl entwickelst.
00:56:51: Also das relativ schnell merkst du, wie fühle ich mich gerade.
00:56:54: Und dann auch mit der Kraft von dem gehst, was du fühlst.
00:56:58: Fühlst du Wut?
00:57:01: Lange gar nicht und jetzt so manchmal.
00:57:05: Also weil ich beschäftige mich jetzt schon mehrere Jahre mit Gefühlen
00:57:09: und
00:57:10: versuche da eben, besseren Zugang dazu zu finden.
00:57:16: Ja, das bin ich manchmal wütend.
00:57:19: Wut ist ganz wichtig als Energie der Abgrenzung, als Energie der Durchsetzung und als Energie, um klare Grenzen für dich zu setzen.
00:57:29: Also bei meinem Exponent hatte ich dann wirklich auch gegen Ende auch immer mehr Wut, dass sie auch gut ist, weil das dann auch bestimmt mit zur Trennung geführt hat.
00:57:38: Ja,
00:57:38: Wut ist auch die Trennungsenergie.
00:57:40: Zu sagen, das bin ich, das bist du, bis hier noch nicht weiter.
00:57:44: Und ich würde mir auch mal eine ganz klare Liste machen.
00:57:47: Und das musst du dann nicht abarbeiten in dem Sinn.
00:57:50: Aber sie ist indirektiv.
00:57:52: Was suchst du in einem Partner?
00:57:53: Was sind wichtige Werte für dich?
00:57:56: Was sind Don'ts?
00:57:56: Was sind Dus?
00:57:59: Damit du auch in einem Verliebtheitsrausch relativ schnell für dich bemerkst, was möchte ich eigentlich?
00:58:06: Und wo?
00:58:07: gegen Verstößter bei dem Bindungsmuster, was du vielleicht gerade hast?
00:58:13: ist natürlich eine Wahrscheinlichkeit da, dass du dir einen Partner suchst, der genau das bedient.
00:58:17: Und so kannst du sie ein bisschen verkleinern.
00:58:21: Wie geht es dir jetzt gerade?
00:58:23: Ganz gut.
00:58:24: Ja, dich gesagt.
00:58:26: Das ist schön.
00:58:27: Darf dir gut gehen.
00:58:29: Muss jetzt nicht Todesbetrug sein.
00:58:32: Man sagt es ehrlich gesagt, weil denkst du, ich habe irgendeine Erwartungshaltung, wie es dir geht?
00:58:36: Ja.
00:58:37: Ja.
00:58:37: Also bestimmt, oder?
00:58:39: Was dachtest du, wie es mir geht?
00:58:41: Also manchmal habe ich auch das Problem, dass ich gerne das antworten würde, was
00:58:45: du gern
00:58:46: hören willst.
00:58:47: Aber ich will gar nicht hören.
00:58:49: Ich habe dich ja gefragt.
00:58:50: Tatsächlich nicht gefragt, wenn ich es nicht von dir hören will.
00:58:53: Ich habe gar keine Erwartungshaltung an dich.
00:58:56: Und sei dir bewusst dessen, dass ganz viel von dem, was du in anderen siehst, eine Projektion ist.
00:59:02: Also die meisten Leute erwarten.
00:59:05: Dein Chef erwartet wahrscheinlich, dass du einigermaßen vernünftig arbeitest.
00:59:09: Aber in dem Moment, wo du nur nach den Erwartungshaltungen der anderen lebst, kannst du dir nie authentisch leben.
00:59:16: Weil du immer antizipierst, was könnte der andere erwarten?
00:59:19: Was könnte da sein?
00:59:22: Und hier liegen wir meistens falsch, sowieso.
00:59:26: Und du verstärkst dich immer.
00:59:28: Und dieses Verstellen ist halt einfach immer zu Lasten von deinem Selbstbewusstsein.
00:59:33: wie du dich fühlst, weil du ja immer mit den Antennen beim anderen bist.
00:59:37: Und das zahlt auch nicht gerade so ganz so positiv auf das Selbstwertkonto
00:59:39: ein.
00:59:44: Okay.
00:59:46: Wenn es was gab, was dir heute in irgendeiner Form weitergehäufen hat, und bleib bitte bei dir, wenn nichts gab, ist das auch völlig in Ordnung.
00:59:57: Was war es?
00:59:58: Also ich finde das... generell in den Podcast so schön, dass also ich jetzt auch in dem Fall jetzt das Gefühl habe, dass das alles so ein bisschen sortiert ist.
01:00:09: Also, dass ich so das große Ganze einfach betrachten kann und irgendwie eine klare Idee zu den einzelnen Dingen hatte, die alle schon so ein bisschen zerfleddert, vielleicht in mir waren und so immer mal wieder rauskam.
01:00:25: Und ich habe auch das Gefühl, dass ich jetzt eben weiß, was ich noch machen kann.
01:00:31: Und auch noch mal mich vielleicht besser verstehen in manchen Situationen.
01:00:35: Und das fällt mir auch oft schwer, dass ich mit mir selber dann zu streng bin oder mir eben Dinge aberkennen.
01:00:43: Und so habe ich das Gefühl, dass ich vielleicht mich noch besser verstehen kann.
01:00:49: Und auch ernst nehmen kann, ne?
01:00:50: Vor allem das, was du erlebt hast, einfach auch dein Erlebnis ernst nimmst und damit auch dich.
01:00:57: und dich mehr an den Vordergrund stellst.
01:01:00: Und versuchst dir vielleicht auch, wir alle als Menschen haben Bedürfnisse, das ein bisschen direkter zu holen als über das Helfer-Syndrom.
01:01:09: Geht ein bisschen direkter.
01:01:11: Muss nicht immer nur über den Umweg sein.
01:01:13: Okay.
01:01:14: Lena, vielen Dank, dass du da warst und dass wir hier zusammen lachen konnten.
01:01:19: Vielen Dank, dir.
01:01:20: Und ja, schön, dass du dich geöffnet hast und wir die Reise machen konnten.
01:01:25: Ich find's für mich immer wieder sehr berührend wie ... sich die Menschen, die herkommen, öffnen.
01:01:30: Dafür möchte ich auch Lena danken, dass sie sich geöffnet hat und einen Teil von sich gezeigt hat und damit auch hoffentlich euch eine Möglichkeit gegeben hat, einen Teil von euch zu erkennen, weil es ist ganz häufig im Leben entdecken von uns und anderen und von unserer inneren Welt, die zu erforschen.
01:01:45: Ich glaube, das ist eine ganz, ganz große Lebensaufgabe, wenn man so will.
01:01:50: Lena und ich konnten jetzt gemeinsam im Gespräch feststellen, wie viele ihrer Belastungen von heute auch zurückzuführen sind auf Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit gemacht hat.
01:02:00: Und wir alle haben innere Anteile, die schmerzliche Erfahrungen gemacht haben und die dann uns vielleicht nicht ganz so günstigem hier und jetzt verhalten lassen, dass wir Schutzstrategien entwickelt haben, die nicht für das Sorgen, was wir in unserem Leben haben wollen.
01:02:13: Wenn ihr sagt, ihr habt gerade ein Thema, was aktuell ist, dann schreibt mir gerne an besteatbestefreundene.de mit dem Betreff Jakobsweg.
01:02:21: Und ich lese alle Nachrichten, die reinkommen.
01:02:23: Ich antworte eigentlich auch immer und vielleicht hören wir uns dann und sehen uns hier zu einer Sitzung.
01:02:29: Und ich freue mich natürlich, wenn ihr diesen Podcast weiter empfehlt.
01:02:32: Wenn ihr eine Bewertung hinterlasst bei Spotify, ist das möglich, bei Apple Podcast.
01:02:36: Kurz einfach sagt, was euch bewegt, wenn ihr zum Beispiel den Podcast gut findet.
01:02:40: Ich freue mich wirklich sehr darüber.
01:02:41: Und wünsche euch eine gute Zeit.
01:02:43: Bis dahin.
01:02:43: Danke fürs Zuhören.
01:02:46: Das war der Jakobsweg.
01:02:47: An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank an Annalena Böcke für die Redaktion zu dieser Folge und an Floristan von Chama und Posten für den Schnitt und das Sounddesign.
01:02:57: Eine Produktion von Auf die Ohren.
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