Was uns der Schmerz lehrt - Mit Dr. Nady Mirian
Shownotes
Was wartet auf uns, wenn wir durch leidvolle Erfahrungen hindurchgehen? Wie kann ich aus Leiden Positives gewinnen, ganz ohne toxisch positives Mindset?
Lukas spricht mit Autorin und Psychologin Dr. Nady Mirian darüber, wie wir durch Schmerz und Krisen lernen, unser Leben in neue Bahnen zu lenken und warum es gerade die tiefsten Herausforderungen sind, die uns zu einer stärkeren, authentischeren Version unserer selbst führen. Es geht dabei um psychologische und spirituelle Aspekte des Leidens und wie uns schwierige Erfahrungen tiefgreifende Einsichten und persönliches Wachstum ermöglichen können - hin zu einem Leben mit mehr Bewusstsein für uns selbst und andere.
Dr. Nady Mirian hat ein Buch zum Thema geschrieben: "Leid – Die emotionalen Wellen des Lebens".
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Transkript anzeigen
00:00:00: Was unser Kopf aber häufig macht bei Leid, ist, dass es uns das Gefühl gibt, wir sind irgendwie komisch, dass wir jetzt lange damit sitzen.
00:00:07: Also das Versuch zu kontrollieren, Kognition wie, es reicht jetzt, rafft dich zusammen, es passiert jedem, du bist nicht alleine, du musst weitermachen.
00:00:16: Dann gehen wir meistens in die Vermeidung, wenn wir auf unseren Kopf hören, also das so intellectualisieren.
00:00:21: Wenn wir mit dem Gefühl bleiben, lernen wir Bewältigungsstrategien, es in den Alltag zu integrieren.
00:00:40: Hallo und herzlich willkommen zum Jakobsweg.
00:00:42: und heute wollen wir uns mit etwas Beschäftigen, was glaube ich viele Leute irgendwann mal in ihrem Leben betrifft.
00:00:48: Leid.
00:00:49: Und manche schleppen es auch ihr ganzes Leben mit.
00:00:51: Klingt jetzt super schwer, aber Nadi Mirian hat darüber ein ganzes Buch geschrieben.
00:00:55: Beschäftigt sich damit nicht nur in ihrem beruflichen Alltag, sondern auch privat.
00:01:01: Bisschen?
00:01:02: Bisschen.
00:01:03: Erstmal schön, dass du da bist.
00:01:04: Du bist Doktorin und Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.
00:01:08: Und du hast dich dem Thema Leid gewidmet, auch.
00:01:11: Aber ich habe mich gefragt, so, wenn ich das so höre, dann habe ich erst mal so, oh nee, bitte nicht.
00:01:17: Genau, so ging es, glaube ich, viel.
00:01:19: Also bitte nicht in meiner Freizeit und auch nicht in meinem beruflichen Schaffen, weil das klingt so, als ob das ein Thema ist, was ein so wahnsinnig runterzieht.
00:01:27: Ist das auch so oder wie ist das für dich persönlich?
00:01:29: Und warum hast du überhaupt gesagt, du möchtest dich damit beschäftigen?
00:01:33: Ich glaube tatsächlich, das hat was mit meiner Vita zu tun.
00:01:35: Meine Eltern kommen beide aus dem Iran.
00:01:38: Also mein Herkunftsland ist der Iran.
00:01:41: Ich bin in Deutschland geboren und diesen neunzehntneunzebneunzebzig nach Deutschland gekommen.
00:01:44: Und mein Vater ist Journalist und hat halt immer viel von zu Hause aus auch gearbeitet und Interviews geführt.
00:01:52: Und ich erinnere mich als kleines Kind immer, dass Diese ganzen Hinrichtungen, das Einsetzen der Frauenrechte, meine Mutter, teils auch sehr traurig bezüglich der vielen Hinrichtungen unserer Lands, Frauen und Männer, dass das immer so eine unsichtbare Wolke war.
00:02:08: Also es war immer da, irgendwas war da, was die nie mit uns kommuniziert haben.
00:02:11: Eltern neigen ja dazu ihre Kinder auch immer zu schützen.
00:02:14: Und dann irgendwann mal habe ich mich mit zwölf, dreizehn mit der Kriegsfotografie beschäftigt und der Dokumentarfotografie.
00:02:20: Und dann wollte ich wissen, was hinter dieser Bubble, mein Gymnasium, dann diese Hobbys, die wir hatten und all dieses, was ja ein Teil der Welt ist, aber nicht die Welt.
00:02:30: Und dann habe ich mich halt angefangen, damit zu beschäftigen und war fasziniert von dieser Welt und wollte mehr wissen.
00:02:36: Aber nicht weil das irgendwas Negatives ist, sondern weil das Bestandteil unserer Welt ist.
00:02:40: Also so hab ich es halt immer betrachtet.
00:02:42: Aus den Neugierern heraus.
00:02:43: Genau.
00:02:43: Das war so etwas, was man uns nicht gezeigt hat.
00:02:47: Man hat uns davor geschützt.
00:02:50: Und ich fand auch die Menschen, die sich damit beschäftigt haben, wie James Nachtway, der Kriegsfotograf, Sebastian, wahnsinnig inspirierend.
00:02:58: Weil die so menschlich, so nahbar, die haben uns ... Dinge an die Hand gegeben, mit denen wir mehr Menschlichkeit schaffen können.
00:03:09: Ja, das ist so der Außenblick.
00:03:11: Und gleichzeitig hast du ja auch so einen Innenblick im Sinne von, das ist was, was so in der Familie dabei war.
00:03:17: Und manchmal ist es ja in der eigenen Sozialisierungsgeschichte so, dass was wir kennen, zum Beispiel als Gefühl, empfinden wir dann später als Vertraut.
00:03:26: Würdest du sagen, das Spiel auch eine Rolle?
00:03:28: Nee, also meine Eltern sind beide.
00:03:30: Also es ist nicht so, dass das präsent war, das Thema.
00:03:32: Die haben uns ja viel geschützt.
00:03:33: Es war so viel Pseudo, aber ich als Kind war immer sehr interessiert, was passierte eigentlich.
00:03:38: Worüber schreibt mein Vater?
00:03:39: Worüber berichtet er?
00:03:40: Und dann haben die mir erzählt, ja, die haben uns ja nie genau erzählt, was passiert ist, bis wir irgendwie so zwölf, dreizehn waren.
00:03:46: Also die Hinrichtung oder so war nie Thema.
00:03:49: Aber ich hab das irgendwie so gefühlt, da war irgendwas.
00:03:52: Und die Bikulturalität hat natürlich auch einen Einfluss.
00:03:54: Also, mir wurde früh beigebracht, wir reisen nicht in unser Herkunftsland.
00:03:58: Da ist es halt nicht so, wie hier, und wir bleiben hier, wir sind für Demokratie.
00:04:03: Aber es war nie so, dass es irgendwie indoctriniert war oder so.
00:04:05: Meine Schwester zum Beispiel, die hat gar nichts so tiefer aus.
00:04:08: Warum schreibst du über Leid?
00:04:10: Schreibt doch irgendwie über was so.
00:04:11: Glück.
00:04:12: Resilience, das ist ja eh so ein ...
00:04:14: Ja, Modethema.
00:04:15: Modethema.
00:04:16: Genau.
00:04:17: Aber gut,
00:04:17: Leid und Resilienz können ja dann auch am Ende zusammenhängen.
00:04:20: Genau,
00:04:21: es ist ein Kontinuum.
00:04:22: Okay.
00:04:23: Zwischen Leid und Schmerz gibt es ja auch einen Unterschied, ne?
00:04:26: Wie würdest du den definieren?
00:04:28: Schmerz ist für mich physiologisch.
00:04:30: Also kann nicht emotional sein.
00:04:33: Für mich in meiner Kontextualisierung jetzt aus meiner Kontextualisierung nicht, weil wenn ich zum Beispiel jemanden verliere, den ich liebe, also nehm ich mal, also... Als meine Oma gestorben ist zum Beispiel, hab ich keinen Schmerz empfunden.
00:04:44: Es war tiefer, es waren mehrere Emotionen, es war eine Form von Hilflosigkeit, dann war aber auch noch so ein bisschen unmacht und dann war die Trauer.
00:04:53: Da reicht mir Schmerz einfach nicht aus, um das Gefühl psychologisch zu beschreiben.
00:04:57: Okay,
00:04:57: also für dich ist Leid ein tieferes emotionales Empfinden, was Trauer beinhalten kann, also Traurigkeit, Schmerz, vielleicht auch Wut.
00:05:08: Wut, genau.
00:05:08: Und was ganz, ganz tief sitzt.
00:05:11: Und schmerzt es eher so was, wie physiologisch was reinkommt, wenn ich dir jetzt gegen das Schmiedbein treten würde.
00:05:16: Genau.
00:05:18: Falls.
00:05:19: Falls.
00:05:20: Ich
00:05:21: richtig treffe.
00:05:22: Okay, gut.
00:05:24: Verstanden.
00:05:24: Uns allen ist ja schon mal was passiert im Leben, was in irgendeiner Weise Leid kreieren kann.
00:05:32: Warum ist es so wichtig, sich damit zu beschäftigen an und nicht zu sagen, hey, ich vertraue meinem psychologischen System, es wird da schon schön zur Seite drücken?
00:05:40: Weil es universell ist.
00:05:42: Also, Leid ist universell und es ist ein Teil unseres Lebens.
00:05:46: Von jedem.
00:05:48: Du kannst ja wegdrücken, so viel du willst.
00:05:49: Das klappt ja oft aber nicht.
00:05:50: Das wissen wir ja alle.
00:05:52: Wir können ja einfach nicht ... Die Realität, da kann man auch drüber philosophieren, aber wir können ja einfach das, was da ist, nicht auf Dauer wegdrücken.
00:05:58: Ist ja nicht hilfreich.
00:06:00: Dann kommt es ja eher zum Leidensdruck.
00:06:02: Womit wir dann auch klinisch oft zu tun haben.
00:06:05: Beschreib das mal.
00:06:07: Leidensdruck.
00:06:07: Ja, Leidensdruck ist ja mit Symptomen vermunden.
00:06:10: Wenn ich leide, habe ich keine psychologischen Symptome, dahin gehen, dass ich jetzt beispielsweise Bewältigungsstrategien entwickle.
00:06:20: die das Leid sozusagen mindern oder vielleicht auch mal mit dem Leid sitzen, aber dann wieder Copings entwickeln.
00:06:26: Bei Leidensdruck ist es so, dass ich halt über einen längeren Zeitraum Symptome wie Appetitlosigkeit, ich will meine Freunde nicht mehr treffen, ich habe Angstzustände, aber Ängste, die neu gekommen sind, die vielen sozialen Interaktionen oder wenn ich irgendwie ... in der Bahnsitze und ich kann einfach das, was ich vorher machen konnte, nicht mehr nachgehen.
00:06:48: Das ist so vielleicht so sehr einfach erklärt, was Leidensdruck ist.
00:06:51: Also ich drücke was runter, was mich eigentlich beschäftigt und das hat dann Einflüsse auf andere Bereiche in meinem Leben.
00:06:59: Woran merkt man das eigentlich, dass Leiter hintersteckt?
00:07:03: Das ist natürlich eine sehr große Frage.
00:07:05: Also wenn man jetzt rein psychologisch drauf schaut, Leidensdruck ist halt... dass wir gehen davon aus, dass irgendwie Leid weggedrückt wurde, aber es ist natürlich auch subjektiv bedingt.
00:07:15: Also je nachdem, wie lange habe ich etwas weggedrückt, womit?
00:07:18: Mit Drogen, mit Alk, also da gibt es ja auch verschiedene Bewältigungsstrategien.
00:07:22: Ich denke, dass es damit einhergeht, dass ich so ein Unwohl fühle, also ich fühle mich einfach total unwohl.
00:07:32: Ich bin nicht mehr die Person, die ich vorher war.
00:07:35: Das sagen Klienten auch häufig zu mir im Erstgespräch, wenn ich frage, worum geht's?
00:07:42: Ich bin einfach nicht mehr die Person, die ich war.
00:07:45: Vor zwei Jahren war ich nicht so.
00:07:46: Das und das ist passiert.
00:07:48: Seitdem habe ich die und die Symptome.
00:07:49: So würde ich das erklären.
00:07:53: Weiß mal, wann man eine Sache wirklich verarbeitet hat, weil wenn ich so auf meine eigene Geschichte gucke, habe ich auch viele Sachen erlebt, die auf jeden Fall richtig tief sitzen.
00:08:06: Gewalterfahrung, überwältigt worden, Ohnmacht und ganz viel mehr.
00:08:12: Und manchmal, wenn ich daran denke, wenn ich so in einer offenen Stimmung bin, kommen ja auch die Tränen, also nicht immer, aber es muss mich schon so richtig erwischen dann.
00:08:23: Und gleichzeitig denke ich mir, ich habe mir die Sachen auch schon angeguckt und bin mir gar nicht so sicher, sind die verarbeitet oder nicht, woher weiß man das, ob man emotional losgelassen hat in einem Führungsstrichen.
00:08:32: Die Frage ist, müssen wir alles verarbeiten?
00:08:35: Das ist ja jetzt, also wenn du über Leid sprich, Leiderfahrung, die holen dich ja ein.
00:08:39: Also du kannst ja auf Dauer, wenn du jetzt wirklich ... Nehmen wir mal ein Beispiel.
00:08:44: Ich glaub, sonst wird das alles viel zu komplex.
00:08:46: Wir nehmen mal das Beispiel Verlusterfahrung.
00:08:49: Jemand ist gestorben.
00:08:50: Ich denke, das ist ja auch so ein omnipräsentes Phänomen, womit viele zu tun haben oder hatten, haben werden.
00:08:57: Wenn jemand gestorben ist, haben wir ja automatisch so eine Form von Unmachtsgefühl.
00:09:02: Das heißt, wir sind so dem, was wir fühlen eigentlich in dem ersten Moment nicht viel.
00:09:08: Wir sind so, okay, wow, it happened.
00:09:12: Im nächsten Zug ist es so, dass wir dann natürlich Beerdigung, Trauerphase, das Umfeld leidet mit.
00:09:19: Wir sind ja eher so in diesem, wir versuchen Richtung Beerdigung zu arbeiten, damit wir diese überleben.
00:09:25: Nach der Beerdigung macht es erst Klick, dass es passiert ist, dass da irgendwas, vorher sind wir in so einem, meistens, funktionieren.
00:09:34: Und in dem Moment, wenn es Klick macht, hat man die Möglichkeit, sich damit nicht zu beschäftigen, indem man das komplett vermeidet, wie, ob es jetzt Ecstasy feiern ist, Freunde treffen durchgehend, nicht alleine sein, immer unterwegs sein.
00:09:49: Oder man setzt sich dahin und lässt dieses Gefühl zu.
00:09:53: Was unser Kopf aber häufig macht bei Leid, Erfahrung, ist, dass es irgendwie uns das Gefühl gibt, wir sind irgendwie komisch, dass wir jetzt lange damit sitzen.
00:10:02: Also, es versucht zu kontrollieren, Kognition wie, es reicht jetzt, rafft dich zusammen, es passiert jedem, du bist nicht alleine, du musst weitermachen.
00:10:11: Dann gehen wir meistens in die Vermeidung, wenn wir auf unseren Kopf hören, also es so intellectualisieren.
00:10:16: Wenn wir mit dem Gefühl bleiben, lernen wir Bewältigungsstrategien, es in den Alltag zu integrieren.
00:10:21: Das heißt, zur Arbeit gehen weiter, funktionieren nicht Richtung Leidensdruck, wo ich mich komplett entziehen kann, sondern ich funktioniere, aber ich such mir so Nischen, wo ich dem Schmerz ... dem Leid Raum gebe.
00:10:34: Wofür ist das Gefühl eigentlich da?
00:10:36: Welches Gefühl?
00:10:37: Leid oder in dem Fall die Trauer.
00:10:40: Sie hat eine Funktion, eine sehr wichtige Funktion.
00:10:43: Und zwar über Leid.
00:10:44: erkennst du ja, dass es Glück gibt, Freude gibt, Dankbarkeit.
00:10:47: Wir haben ja heute in unserer Gesellschaft ganz viel, es gibt ja auch so Journals zum Thema Dankbarkeit und allem.
00:10:52: Finde ich alle super, also habe ich mir noch nie angeguckt, aber ich denke es ist super.
00:10:57: Aber Dankbarkeit entsteht ja erst, wenn ich etwas verloren habe vorher.
00:11:00: Beispielsweise.
00:11:01: Ich bin heute morgen, was total interessant ist, ich bin heute morgen aufgewacht und lag im Bett.
00:11:07: Es war super, also sehr cozy, super warm, voll schön.
00:11:11: Und dann weißt du, ich bin total dankbar für mein Kissen.
00:11:14: Und manchmal sind das so Gedanken, die ich mittlerweile habe, die ich früher nie hatte.
00:11:19: Diese Dankbarkeit, die ich heute habe, hatte ich früher gar nicht so bewusst.
00:11:23: Das war halt alles da.
00:11:24: Und diese Leiterfahrung haben mich mehr zum Bewusstsein und zum Umgang mit dem, was ich habe, was ich geschaffen habe.
00:11:32: Mein Kühlschrank ist voll.
00:11:33: Ich darf essen, ich darf tolle Menschen kennenlernen, ich kann reisen.
00:11:38: Das hat diese ganzen Leiterfahrung haben mich zu dieser Dankbarkeit überhaupt gebracht.
00:11:42: Und ich glaube, wir können gar nicht ohne den Bewusstsein, dass das Leben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist, diese Seite kennenlernen.
00:11:49: Das ist ja auch im Buddhismus super groß geschrieben.
00:11:53: sind es die Kontrasterfahrungen, die das Leben ausmachen, dass wir dadurch ein größeres Spektrum kriegen.
00:11:59: Wie meinst du das?
00:12:00: Naja, also in dem Moment, wo ich Leiterfahre, geht es ja ganz viel in diese eine Richtung und ein bisschen Glück.
00:12:07: ist ja dann von der Strecke ja ganz schön weit weg vom Leid.
00:12:10: Das heißt, es ist eine krasse Kontrasterfahrung.
00:12:12: Also für mich lebt das Leben auch ganz viel von Kontrasten, dass es eben Hoch- und Tiefskipp und manchmal die Sonne halt viel heller scheint, wenn wir davor die Dunkelheit erlebt haben.
00:12:22: Ich war ein paar Tage in der absoluten Dunkelheit und als ich dann wieder das erste Mal so Farben gesehen habe und Licht, dachte ich mir so ...
00:12:30: Wow,
00:12:30: ich hab das so noch nie wahrgenommen.
00:12:32: Und das ist so vielleicht auch mit den Leiterfahrungen?
00:12:34: Ja, so ähnlich.
00:12:35: Genau.
00:12:36: Das ist sehr schön auch mit dem ... Wo warst du?
00:12:38: In so einem Kloster im Keller, am fünf, paar Tage.
00:12:41: Nice.
00:12:41: Editiert?
00:12:43: Ah, da ...
00:12:45: Okay, gut.
00:12:46: Okay, Fragen stelle ich dann später.
00:12:48: Interessiert mich jetzt total.
00:12:50: Nee, das ist so krass, was mir da durch den Kopf gegangen ist und was für Themen hochgekommen sind.
00:12:55: Das Verdrängen, was du beschrieben hast, ich glaube ... Das habe ich auch automatisch in meinem Alltag gemacht.
00:13:01: Und dann sind so ganz viele alte Erinnerungen hochgekommen und da hatte ich das nichts zum Ablenken.
00:13:06: Kein visueller Reiz, keine Stimmen.
00:13:09: Zweimal am Tag was zu essen, das war meine einzige Ablenkung, sonst waren wir da halt in der Dunkelheit.
00:13:13: Und man wusste nicht, wann das Tag, wann das Nacht.
00:13:15: Also das war schon ziemlich crazy.
00:13:18: Der Längste, der drin war, aber der hat auch ganz schön geschrien, den habe ich vom Weiten gehört, war zwei Wochen drin.
00:13:23: Zwei Wochen.
00:13:25: Aber der hat vorher schon super viel innere Arbeit gemacht.
00:13:28: Auf jeden Fall, da drin hat er ein bisschen
00:13:29: ... Hast
00:13:30: du ja keine
00:13:30: Wahl.
00:13:32: Okay, ja.
00:13:33: Wow, interessant.
00:13:34: Genau, so ähnlich.
00:13:34: Oder wie beim Surfen.
00:13:35: Ich habe sehr genannt die emotionalen Wellen des Lebens, weil ich ja das Wasser sehr mag, den Ozean.
00:13:40: Du surfst ja auch, hast du mir erzählt.
00:13:41: Das heißt, du hast manchmal kleine Wellen, die du gar nicht reiten kannst.
00:13:45: Also das kennst du ja.
00:13:46: Und dann hast du Riesenwellen, die du reitest und denkst, hey, das macht doch gar keinen Sinn.
00:13:49: Aber manchmal ist es tatsächlich auch im wahren Leben so, dass wir haben ja unterschiedliche Kerben.
00:13:53: Das heißt, viele Menschen können super gut umgehen mit Tod und Trauer, andere dagegen nicht gut mit Trennung.
00:13:58: Und ich denke, das kann man nicht immer so auf schwarz-weiß kontrastieren, aber eher so darauf, wie ich vorher mit dieser Situation umgegangen bin.
00:14:07: Was hilft uns denn?
00:14:08: besser damit umgehen zu lernen.
00:14:10: Weil ich glaube, viele haben Angst vor den Sachen, die passieren werden, unmittelbar.
00:14:14: Also wir werden alle irgendjemanden verlieren.
00:14:16: Es wird sich irgendjemand von uns trennen.
00:14:18: Wir werden krank werden.
00:14:20: Wir werden Unfälle wahrscheinlich haben.
00:14:23: Also ich hatte schon zig Unfälle.
00:14:25: Was hilft einen denn, sich da drauf vorzubreiten, falls das überhaupt geht?
00:14:32: Man sollte einfach realistisch genug sein, täglich so zu sagen ... Sie nicht vorbereiten, sonst macht das Leben keinen Spaß, sondern aus den vorherigen Erfahrungen lernen.
00:14:45: Also durch das Leiden lernen.
00:14:48: Wie meinst du das?
00:14:49: Nehmen wir mal an, Thema Trennung, Beziehung.
00:14:53: Man trennt sich vom Ex oder Exfreundin, whatever.
00:14:56: Und man lernt ja etwas aus dieser Trennung hoffentlich.
00:14:59: Was ich ja häufig erlebe, ist, dass es so... Man wiederholt, okay, das ist ja auch menschlich, dass man manchmal Fehler wiederholt, aber man sollte ja irgendwann mal daraus lernen, oder?
00:15:10: Also, wäre gut, glaube ich, wenn man aus dem Leid der alten Trennung für sich lernt, nicht bezogen, irgendwie Schuld zu geben, sondern zu gucken, okay, was kann ich jetzt für mich lernen, für meine nächsten Beziehung?
00:15:22: Und Trennung ist ja auch eine Leiterfahrung.
00:15:24: Ist ja auch nichts Schönes auf jeden Fall im ersten Zug.
00:15:27: Aber wenn man daraus gelernt hat, macht man es ja besser.
00:15:31: Man geht dann anders in Beziehungsgestaltung, in den ersten Treffen, Dates, whatever.
00:15:36: Und man ist viel, hoffentlich viel bewusster in der, was brauche ich?
00:15:41: Also, das lernt man ja über diese schlechteren Erfahrungen.
00:15:44: Also, wenn ich durchgehend gute Erfahrungen habe in Beziehung, was natürlich auch schön ist und es gibt es auch vermehrt, kann ich aber nicht so gut wissen, was genau brauche ich nicht, was brauche ich?
00:15:53: Weil
00:15:53: ich ja schon das bekomme, was ich brauche.
00:15:55: Ich denke, aber manchmal ist es so, vielleicht denkst du ja auch nur, dass du es brauchst, weil du es kennst.
00:16:00: Das ist so wie wir denken, unsere Probleme sind die größten im Alltag, ist ja so.
00:16:07: Aber es ist ja nicht.
00:16:07: Das ist
00:16:07: ja unsere Probleme sind.
00:16:09: Genau, aber es ist ja nicht so.
00:16:10: Und wenn du Bewusstsein schaffst, und das ist ja auch etwas, was man fieh mit so Meditation wie Passana und so mal, es geht ja daraus aus dir selbst herauszugehen, es geht ja nicht nur durchkind um mich.
00:16:22: Deswegen diese Fotografie, die mich als Jugendliche oder heute immer noch total geprägt hat, liegt daran, weil ... es mich mit Menschen verbindet, also Menschlichkeit fördert.
00:16:32: Ja, okay, ich verstehe, was du meinst.
00:16:34: Also klar, wenn man sieht, dass auch andere Menschen leiden und was auf der Welt passiert, relativiert sich auch manchmal die eigene... Geschichte.
00:16:44: Gleichzeitig kann das natürlich auch eine Vermeidungsstrategie sein.
00:16:48: Im Sinne von einer Menschen geht es ja viel schlechter als mir.
00:16:51: Ich muss mich jetzt gar nicht so haben.
00:16:53: Ja, das kann zu Hierarchien führen, wovon ich auch kein Fan bin.
00:16:56: Also ich sage nicht, dann habe ich auch in meinem Buch drüber geschrieben, dass wir da zu neigen, immer so Hierarchien aufzustellen.
00:17:02: Das meine ich gar nicht, sondern die Augen aufzumachen für das, was wir haben.
00:17:07: Uns geht es gut.
00:17:08: Und wenn's uns nicht gut geht, setzen wir uns hin und suchen uns Lösungen, damit es uns besser geht.
00:17:14: Es gibt zum Beispiel super viele Studien, oder Bessel van der Kolk, der Psychologe, kennst du ihn?
00:17:19: Bestimmt.
00:17:20: Der schreibt ja zum Beispiel super viel auch, oder Gabo Maté über Menschen, die Krebs hatten, Humore, also ganz schlimme Krankheiten.
00:17:29: Und was die aus ihren Erkrankungen gelernt haben.
00:17:31: Also es geht darum, im schlimmsten Zustand es zu akzeptieren.
00:17:38: Und daraus zu lernen.
00:17:40: Und zu wissen, es geht immer schlimmer.
00:17:42: Aber nicht als ich mach's weg oder dein Problem ist kein Problem.
00:17:45: Auf gar keinen Fall, weil das finde ich sehr gefährlich und auch unfair.
00:17:48: Sondern eher so, die haben's, die schaffen's, ich schaff.
00:17:51: Also, es ist so eine Form von kollektiver Resilienz, glaube ich.
00:17:55: Posttraumatisches Wachstum als Gemeinschaft.
00:17:58: Genau.
00:17:59: Sehr schön.
00:18:00: Danke.
00:18:03: Was ist eigentlich so schlecht daran zu unterdrücken?
00:18:06: und zur Seite zu schieben.
00:18:07: Weil manche Themen habe ich, manchmal den Eindruck, sind da noch nicht so weit, um verarbeitet zu werden.
00:18:12: Weil wir vielleicht zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so stark sind, um offen zu sein für die ganzen Gefühle, die aufkommen.
00:18:22: Du kannst ja Gefühle auf Dauer nicht verdrängen.
00:18:24: Das geht ja nicht.
00:18:25: Die kompensierst du.
00:18:27: Ja, du kompensierst du.
00:18:29: Vielleicht, ich glaube, dass du ganz gut einschätzen kannst, was du brauchst.
00:18:34: Da bin ich mir also ziemlich sicher, aber ich glaube so, wenn man jünger ist, kann man das hier gar nicht so gut.
00:18:40: Es geht einfach nicht, also mit vierzehn, fünfzehn und das heißt nicht, dass man irgendwie keine emotionale Reifart, sondern die entwickelt man ja dann erst.
00:18:46: Dahin gehen zu gucken, was brauche ich, was brauche ich nicht.
00:18:49: Viele machen das auch erst im Erwachsenen, Alter.
00:18:50: Und du kompensierst automatisch.
00:18:54: Mit was?
00:18:56: Ja, Drogen, Alkohol.
00:18:58: Wapen ist jetzt heute auch so voll.
00:19:00: So, ich glaub, das ist einfach Zigarettenrauchen, aber das gehört halt heute.
00:19:03: Ja, so eine Überkompensation von Wapen.
00:19:05: Arbeit.
00:19:06: Sexualität.
00:19:06: Arbeit.
00:19:06: Total Erfolg.
00:19:08: Das ist so interessant.
00:19:09: Das ist auch die einfachste in unserer kapitalistischen Welt, die einfachste Coping.
00:19:15: Einfach so komplett zu machen und die beste Karriere hinlegen.
00:19:19: Money.
00:19:20: Ja.
00:19:21: Ja.
00:19:22: Macht.
00:19:22: Macht.
00:19:23: Und dann kontraproduktiv nutzen.
00:19:25: Nicht produktiv.
00:19:26: Macht ganz ja produktiv nutzen.
00:19:27: Zum Beispiel du mit deinem Podcast, mit deiner Arbeit.
00:19:29: Super.
00:19:31: Aber du kannst auch mach kontraproduktiv.
00:19:32: Und dann merkst du zum Beispiel Hass, Spaltung, Differenzbildung schaffen, Differenzwahrnehmung, Menschen irgendwie verachten.
00:19:41: Das ist immer ein politischen Weltgeschichte.
00:19:42: Genau.
00:19:43: Sehr gut.
00:19:43: Das wollte ich jetzt nicht zu einführen.
00:19:45: Hat ich letztens schon eingeführt.
00:19:46: Habe ich.
00:19:48: Genau.
00:19:49: In unserer Sozialisierungsgeschichte spielt es ja auch immer eine Rolle, wie ist unsere Familie mit Leid und dem Umgang mit Gefühlen umgegangen.
00:19:58: Würdest du sagen, es gibt so Grundvoraussetzungen, die manche besser haben als andere, um mit diesen Wellen des Lebens besser umzugehen?
00:20:05: Also aus der Resilienzforschung, zum Beispiel fünftiger, sechstiger Kauai-Studie, die bekannteste Resilienzstudie, längsten Studie, die erste.
00:20:16: Da geht ja hervor, dass man trotz zahlreicher Risikofaktoren eine Bindungsbezugsperson braucht.
00:20:22: Und Beziehung und Bindung bedeutet nicht, und das ist oft auch in unserem Ratgeber, in unserer Ratgeberkultur, dieses Happy Hippo Family, das gibt es übrigens gar nicht so, aber okay, Thema wechseln, sondern eher so, ich kann zu jemandem gehen und reden und sagen, hey, mir geht's schlecht, ohne dass man mir sagt, mach doch weiter, stell dich nicht so an.
00:20:40: Die anderen Kinder haben nichts zu essen, die geht super.
00:20:43: Und das war zum Beispiel ein Resilienzfaktor, den ich auch sehe in diesem ... zum Thema Leitverarbeitung.
00:20:51: Wenn unsere Eltern natürlich unsere Gefühle die ganze Zeit wegdrücken und sagen, die geht's doch so gut und stelle ich nicht so an, dann kann ich natürlich nie lernen, diese Gefühle zuzulassen.
00:21:00: Also, es ist schon Lernamodell.
00:21:01: Das macht einen großen Einfluss.
00:21:04: Unsere
00:21:04: Eltern oder unsere ersten Bezugspersonen tun gut daran, eine Schale zu bilden, wo unsere Gefühle Platz haben, die ganzen Gefühle.
00:21:13: Ja, genau.
00:21:14: Ohne Schuldzuweisung.
00:21:15: Weil Eltern geben sich auch immer Mühe, die versuchen immer das Beste.
00:21:19: Also das würde ich nie so Eltern... Also dieses defizitäre Eltern gegenüber gar nicht.
00:21:24: Jetzt vor allem, wo ich so viel mit Eltern auch schon im Zuge meiner Ausbildung und einem immer, they always try the best.
00:21:31: Aber es geht darum, wie die Gefühle dort aufgenommen worden, das lerne ich.
00:21:37: Später kann ich es verändern.
00:21:38: Klar, das machen ja auch super viele dann.
00:21:41: Aber wenn du Eltern hast, die immer funktionieren, stark sind und Gefühle nicht so zulassen und nicht mal mitteilen, wir haben jetzt zum Beispiel Geldprobleme, dass es aber nichts Schlimmes.
00:21:52: Das ist zum Beispiel voll wichtig, auch zu reden.
00:21:55: Weil Kinder kriegen das ja immer mit, dass da was ist.
00:21:57: Die sind ja so schlau, es ist Wahnsinn.
00:21:59: Es ist immer wichtig zu reden, aber gleichzeitig gibt es ja auch immer einen Schmaringrat dazu, das abzuladen.
00:22:06: Meine Mutter hatte zum Beispiel krasse Geldprobleme und die hat ... uns das am Tisch immer gesagt haben, wir wissen nicht, ob das Geld reicht für den Monat.
00:22:14: Ich hatte ganz lange einen Albtraum als Kind, dass der gerichtvollziehende, glatzköpfige Mann vor der Tür steht und wir haben uns im Dachboden verkrochen.
00:22:21: Da gab es so ganz viele kleine Türen und Schubladen.
00:22:23: Den Dachboden gab es so nie.
00:22:24: Aber in meinem Traum gab es den.
00:22:27: Und da gab es keine gesunde Grenze zwischen, wir haben Geldsorgen, aber wir kriegen das hin.
00:22:33: Da gab es immer nur, wir haben Geldsorgen.
00:22:35: Und dann blieb der Rest uns überlassen.
00:22:38: Und da ist, glaube ich, der feine Unterschied, oder?
00:22:39: Natürlich, klar.
00:22:44: Ich glaube, als Mutter oder als Vater Geldprobleme zu haben und Kinder zu haben, ist halt einfach wirklich schwierig.
00:22:51: Also nicht, dass ich das jetzt irgendwie rechtfertigen will oder so, aber ganz im Gegenteil, es geht ja darum, die Lösung.
00:22:56: Also ich glaub, eine Lösung wäre, es mitzuteilen und gemeinsam mit den Kindern Lösungen zu arbeiten und zu sagen, es ist nicht so schlimm, wir kriegen das hin.
00:23:03: Aber nimmt nicht so viel Butter wieder aufs Brot.
00:23:05: Ja, das ist ja dann auch wieder was.
00:23:07: Also ich find Aufklärung schon ab einem gewissen Alter wichtig, weil Kinder kriegen mit, meiner Mama geht's nicht gut, da ist irgendwas, sie ist anders, sie ist gestresst.
00:23:15: Und was wir, was Kinder oft machen, ist ja, die beziehen alles auf sich.
00:23:20: Die verstehen ja nicht, dass Mama jetzt gestresst ist wegen dem Geld, sondern die sehen einfach nur eine gestresste Mama oder eine traurige Mama und denken, ich bin nicht liebenswert, Mama liebt mich nicht mehr.
00:23:29: Und deswegen dieses Miteinander kommunizieren, das ist super hilfreich.
00:23:32: Und ich glaube, das macht uns resilienter, ein bisschen mehr.
00:23:36: Wir müssen nicht alles mit Kindern teilen.
00:23:39: Aber es gibt zum Beispiel auch in München, glaube ich, war das eine Schule, das fand ich total interessant.
00:23:47: oder ich weiß nicht mehr, wie diese Kampagne hieß.
00:23:49: Die sind mit Erlaubnis der Eltern, mit Kindern ins Kinderhospiz, weil Kinder wünschen sich häufig, wenn sie verabschiedet werden, mit anderen Kindern zu spielen.
00:23:58: Und dann hat man die Kinder sozusagen ins Hospiz mitgenommen.
00:24:01: Und die, die an die Hand genommen und erklärt, dass der Tod sozusagen ein Teil von uns allen ist.
00:24:07: Das ist super drastisch, viele sind so, mein Gott, das find ich voll schlimm.
00:24:11: Aber ich glaub, das ist eine wichtige Arbeit, dass wir ein bisschen mehr ...
00:24:15: Natürlichkeit.
00:24:16: Natürlichkeit.
00:24:17: Natürlichkeit.
00:24:17: Danke.
00:24:18: Also nicht so leidvoll, extreme.
00:24:21: Wir müssen unseren Kindern nicht irgendwie ganz viel erzählen, aber schon ein bisschen an die Hand nehmen, damit wir für die Zukunft ein bisschen, weil es wird uns einfach betreffen.
00:24:29: Ja.
00:24:29: Und ich bin auch ein ziemlich positiver Mensch.
00:24:32: Ja, vielleicht ist das gut, damit einen natürlichen Umgang sehr früh zu lernen.
00:24:36: Und Kinder haben erstaunlicherweise viel weniger ein Problem mit dem Tod als Erwachsener.
00:24:39: Ja, genau.
00:24:40: Also, mir hat mal eine Hospizbesitzerin gesagt, sie glaubt, es kommt daher, dass sie viel näher dran, an dem sind, wo wir herkommen, dann haben die auch gar kein so großes Thema wie Erwachsene sich damit zu beschäftigen und dahin auch wieder zurückzugehen.
00:24:55: Also ich meine, ich glaube, das größte, was es gibt auf der Welt ist die Angst vor dem Tod, die uns alle begleitet mehr oder weniger.
00:25:01: Genau.
00:25:02: Und damit früher einen natürlichen Umgang zu finden, ist ganz wichtig.
00:25:08: Gleichzeitig gibt es ganz viele Menschen, die sind an Familien groß geworden.
00:25:12: die ganz viel weggedrückt haben.
00:25:14: Also wir haben ja kriegstraumatisierte Generationen, woüber ganz viel gar nicht gesprochen wurde.
00:25:19: Und dann ist Alkohol genutzt worden, ist Arbeit genutzt worden, viel Beschäftigung, nie zu Ruhe gekommen, ganz sauberen Vorgarten haben, aber nicht so sauber innen drin sein.
00:25:31: Wenn ich in so einer Familie groß geworden bin, wie lerne ich das denn, dass ich einen Umgang damit finde im Hier und Jetzt?
00:25:38: Schritt Nummer eins ist immer das Sehen.
00:25:40: Also sehe ich überhaupt, dass mich das stört?
00:25:45: So lange ich nicht sehe, dass ich damit ein Problem habe, mache ich ja mit.
00:25:50: Das heißt, eine Leiterfahrung tritt ein, Eltern schieben es weg, Garten ist immer noch clean.
00:25:55: Stört mich das, dass meine Gefühle kein Raum haben?
00:25:58: Also, erster Schritt immer sehen.
00:26:00: Im zweiten Schritt eigene Strategien erarbeiten, vielleicht dann außerhalb des Umfelds, für dich.
00:26:06: mit Freunden oder online.
00:26:08: Heutzutage haben wir ja auch super viele Self-Help-Accounts.
00:26:13: Da kann man sich ja auch Ideen suchen und im nächsten Zuge mich da hinsetzen und an meinen Gefühlen arbeiten.
00:26:20: Ich finde die Meditation Wahnsinn.
00:26:23: Also wirklich, versuch einfach zwei Minuten am Tag.
00:26:26: Damit kannst du schon wirklich so viel verändern.
00:26:28: Eine Gefühlsmeditation.
00:26:29: Genau.
00:26:30: Also wirklich einfach dich hinsetzen, Augen zu.
00:26:34: Entweder mit irgendeinem, es gibt diesen, dieser App Insight Timer, die gebe ich auch den Jugendlichen oft mit, weil die super einfach ist.
00:26:40: Da hast du eine geführte Meditation, alles auf Englisch, aber es gibt schon mal irgendwelche deutsche Version.
00:26:46: Einfach hinhören.
00:26:47: Hinhören, was die Stimme dir sagt, Versuch mitzumachen.
00:26:50: Das wird nicht klappen, aber Versuch ist.
00:26:52: Acht, neun Wochen lang.
00:26:54: Wenn du das, es gibt auch super viele Studien zum amerikanischen Raum.
00:26:58: dass das sogar Kriegssoldaten und Wahnsinn, was nach acht, neun Wochen schon passiert, wenn du nur fünf Minuten am Tag versuchst zu meditieren.
00:27:05: Du hast eine komplett andere Sicht auf dein Leben, auf deine Gefühle, auf dein Freundeskreis.
00:27:10: Was aus meiner Erfahrung passiert ist, dass unsere Gefühle sind ja immer da, um uns was mitzuteilen.
00:27:16: Und manchmal ist es eine Information aus der Vergangenheit.
00:27:21: die nicht verarbeitet ist und manchmal ist es aus der Gegenwart, aus dem hier und jetzt.
00:27:25: Und wenn wir die Tür, die Schleuse nicht öffnen, dann muss das Gefühl so lange klopfen.
00:27:30: Und wenn es unangenehmer und unangenehmer wird, dann ist es, weil das Gefühl lauter klopfen muss.
00:27:35: Und wir versuchen zu verdrängen und dieses Hinsetzen und mit sich sein, kommt einem manchmal so wahnsinnig Überwältigen vor.
00:27:43: Und gleichzeitig ist es so wichtig, damit wir die Forte öffnen und in die Verarbeitung gehen.
00:27:48: Weil Gefühle sind ja auch ... ganz häufig dazu da, um uns zu helfen, Themen zu verarbeiten.
00:27:55: Also, wie wichtig wären uns andere Menschen, wenn es die Traurigkeit nicht gäbe?
00:28:00: Wie oft würden wir noch mal was machen, wenn es das Glück nicht gäbe?
00:28:02: Manche Leute verschließen sich auch vor dem Glück.
00:28:05: Ja,
00:28:05: total.
00:28:06: Es ist so ein bisschen, es klingt immer so einfach, also ich muss ehrlich sagen, es ist auch noch mal schön hier auf Video, es ist so der Einstieg, Dante ist entfernt und die göttliche Komödie, hast du es gelesen?
00:28:19: Okay,
00:28:20: gut.
00:28:20: Nein, nein, so meine ich das nicht.
00:28:21: Aber ich erkläre das nur, es geht halt darum, man ist durchgehend in dieser Hölle.
00:28:26: Also wirklich in diesem Entfernung.
00:28:28: Anfangs, wenn man anfängt, an sich zu arbeiten, über Leiterfahrung, ist es Horror.
00:28:32: Ich würde lügen, wenn ich sage, es ist saugeil.
00:28:34: Nein.
00:28:36: Aber wenn du es einmal gemacht hast, dann ändert sich viel.
00:28:40: Du musst einmal nur in dieses Gefühl gehen und weniger rationalisieren.
00:28:45: Und das geht über die Meditation.
00:28:47: Es kostet nichts.
00:28:48: Also wir müssen ja auch etwas nehmen, was die Zuschauerinnen dann auch natürlich anwenden können oder versuchen.
00:28:54: Es ist natürlich so eine Überproduktion an Meditation in unserer YouTube-Welt oder so, aber es funktioniert.
00:29:00: Es ist auch evidenzbasiert.
00:29:01: Also dann, das ist so etwas, was hilft.
00:29:05: Ich hatte schon ein paar so Release-Erfahrungen innerhalb von Meditation, innerhalb von Sitzung und das ist krass.
00:29:12: wie sich das wirklich so anfühlt, als ob Gewicht von den Schultern und vom ganzen Körper weggeht.
00:29:17: Als ob es sowas gibt wie emotionales Gewicht, was auf einem lastet und ist ein bisschen so wie was, was verklebt, so die Glieder und alles und schwerfällig macht.
00:29:28: Und wenn es dann erst mal runter ist und abgeweint oder abgeflossen ist, es ist so ein Gefühl von Leichtigkeit, als ob man nach einer schweren Erkältung das erste Mal wieder so richtig tief durchatmen kann und Luft kriegt.
00:29:39: Und man merkt gar nicht, was einem gefehlt hat, wenn man nicht diese Kontrasterfahrung hat.
00:29:44: Total.
00:29:45: Und das ist ja ein ständiger Prozess.
00:29:46: Das ist ja nicht so, es ist eigentlich am Ende, wie Wösche machen, dass man immer wieder Sachen in seinem Wöschekorb hat und dann wieder runter muss.
00:29:53: Genau.
00:29:53: Weil hier ist die Wösche im Keller.
00:29:55: Da waschen, aufhängen, wieder hoch, denkt man hat alles durchgewaschen.
00:29:59: Aber man trägt die Klamotten ja auch, ne?
00:30:00: Genau.
00:30:00: Und
00:30:01: dann geht's wieder los.
00:30:01: Genau.
00:30:02: Und The Body Keeps The Score.
00:30:03: Also da sage ich nur alle die Bücher von Bessel von der Kolkklichsten, wenn man dafür Interesse hat.
00:30:08: Also ich schwöre ja auf diese Literatur, der Amerikaner und der Kanat.
00:30:12: Also weil das ist wirklich
00:30:14: psychologisch.
00:30:14: Mir war es ein bisschen heftig, ehrlich gesagt.
00:30:16: Ja?
00:30:17: Ja.
00:30:18: Warum?
00:30:19: Weil die expliziten Schilderungen von ihm in The Body Keeps The Score so heftig waren.
00:30:25: Und da habe ich mich gefragt... Klar, er arbeitet in dem Feld, aber das ist ja so Literatur für alle.
00:30:32: Du wirst da schon mit sehr harten Bildern konfrontiert.
00:30:35: Und die können ja auch etwas auslösen.
00:30:38: Alles, was emotional etwas auslöst, bleibt hängen.
00:30:42: Und ich frage mich, willst du das wissen, wie jemand in Vietnam gewütet hat und was er da in den Dörfern gemacht hat und so?
00:30:48: Ja, es ist wichtig und das ist Teil unserer menschlichen Geschichte.
00:30:52: Und gleichzeitig bleibt da auch was Grammatisches irgendwie hängen.
00:30:56: Ja, also vielleicht stehe ich ein bisschen aufheftig und dramaisch, weiß ich.
00:31:01: Also ich fand es halt wichtig, weil da halt auch wirklich gute Ideen und Tipps, dass du Gefühle im Körper hast, wissen wir schon seit immer, aber seitdem wir halt sehr viel damit machen, aber er hat es noch mal so explizit beschrieben und es macht so Sinn, alleine zu wissen, dass ich mit meinem Trauma am Theater, Theaterunterricht nehme.
00:31:26: Das ist so, da sind wir in Deutschland, finde ich, weit aus hinten.
00:31:30: Wir sind immer noch in diesem, wir reden viel, nur Verhaltenstherapie, nur, also nur haben wir EMDR, Gott sei Dank jetzt auch mittlerweile, aber der Körper speichert super viel ab.
00:31:40: Deswegen finde ich Meditation auch so abgefahren, weil du merkst und atmen.
00:31:45: Ich war vor zwei Wochen beim Holotropen atmen.
00:31:48: Wahnsinn.
00:31:49: Ich wollte das mal ausprobieren, um zu gucken, was passiert mit meinem Körper, wenn ich jetzt wirklich ... in diese Hyperventilation komme.
00:31:58: Und das auszuhalten, das war auch normal.
00:32:01: Und das sagt er ja auch, dass das super wichtig ist, viel zu atmen, intensiv zu atmen.
00:32:07: Um auch Angst, Trauer, zum Beispiel Dr.
00:32:09: Tara Swart hat jetzt das Buch Science rausgebracht.
00:32:12: Sie macht super viel über Manifestierung.
00:32:15: Und aber auch evidenzbasiert Psychiaterin.
00:32:17: Und sie hat dann auch nochmal total gut gesagt, wichtig untermalt, dass alles an Griefing, also ... im Körper gespeichert wird, bis ich es verarbeitet habe?
00:32:27: Ja, ich hab auch schon verschiedenste Erfahrungen damit gemacht im Sinne von, was gibt es für Wege, damit umzugehen, Atmung, auf jeden Fall.
00:32:36: Manche sagen, Psychedeliker helfen ihnen, um mal loszulassen, weil aus meiner Erfahrung ist es so ein bisschen wie man spannt die Muskeln an, wenn man unverarbeitete Trauer einsichert.
00:32:45: Und es ist so wie so ein Festhalten.
00:32:48: Und alles, was dir hilft, um loszulassen, auch über den Körper, kann dir helfen.
00:32:53: die Emotionen auch loszulassen.
00:32:55: Und es gibt ja in vielen indigenen Kulturen Druck, Massagen.
00:33:01: Und mir hat mal jemand mit einem Elbogen zweieinhalb Stunden auf der Brust Druck ausgeübt, aber wirklich mit seinem vollen Körpergewicht.
00:33:09: Und ich glaube, ich habe mich danach noch nie so emotional offen gefühlt.
00:33:13: Richtig heftig.
00:33:14: Er meinte, hier braucht er seine ganze Kraft.
00:33:18: Also hier auf der Brust.
00:33:19: Ja,
00:33:19: hier, genau.
00:33:20: Das ist auf der Herzseite und richtig rauf.
00:33:22: Also er war da so mit dem Ellbogen drauf und es war ein erwachsener Mann, ich würd mal sagen, neunzig Kilo.
00:33:27: Und am Anfang hat es noch richtig weh getan.
00:33:29: Es wurde weicher und weicher.
00:33:31: Und irgendwann ist der Brustpanzer ein bisschen aufgegangen.
00:33:35: Ja.
00:33:36: Charme spielt ja auch eine ganz große Rolle beim Umgang mit den Gefühlen.
00:33:40: Und ich erlebe häufiger bei Männern, dass sie eine ganz große Charme haben, die sie dann wiederum nicht zulassen, wenn es darum geht, ihre Verletzlichkeit zu zeigen, die ja notwendig ist, wenn nicht bestimmte Gefühle wie ... Traurigkeit verarbeiten möchte, wenn ich durch ein Trauerprozess gehen möchte.
00:33:56: Was kann da helfen, da mit einem besseren Umgang zu finden?
00:34:01: Als Mann oder als Mensch?
00:34:03: Als Mann oder als Mensch?
00:34:05: Das ist gut, weil ich hatte in einem Interview mit Joshua McDonald.
00:34:08: Das ist ein bekannter von mir.
00:34:10: Er ist Kriegsfotograf, der jüngste Kriegsfotograf Australiens.
00:34:13: Und er ist mit Neuerns in den Krieg gegangen, weil er als junger Mann in Australien es immer total nervig fand, dass er keine Gefühle zeigen darf, dass er nicht lange Haare tragen darf, weil er sonst uns girly.
00:34:25: Und dann ist er in den Krieg und hat gesagt, die Männer im Krieg, die weinen.
00:34:30: Und das hat mir gezeigt, dass ich als Mann das auch darf.
00:34:34: Du musst dafür natürlich jetzt nicht in den Krieg.
00:34:35: Aber ich fand es interessant, dass du die Männlichkeit eingebaut hast, weil ich genau das Thema Männlichkeit und Leid auch mal eingeführt habe.
00:34:42: Es geht darum, sich von dieser Scham zu lösen.
00:34:45: Wir müssen uns davon lösen.
00:34:46: Allein im eigenen Raum, mit den Freunden, mit den Bekannten.
00:34:49: Weil was die Gesellschaft, das ist ja so eine tiefen Indoktrination, die ist super unsichtbar.
00:34:54: Was wir super früh lernen, ist, dass wir an sich vermeintlich negative Gefühle nicht zeigen dürfen, ob als Junge oder als Mädchen.
00:35:02: So, das lernst du in der Schule.
00:35:03: spätestens dann, wenn du hinfällst und die Lehrerin sagt, weine nicht, obwohl du hingefallen bist und dir weh tust, heißt es, weine nicht.
00:35:09: Dann hast du meistens natürlich ... Zu Hause geht da auch irgendwas ab.
00:35:14: Das nehmen wir dann auch mit.
00:35:15: Und dann später lernen wir das Gefühl einfach, solange wir nicht Freude zeigen und funktionieren, sind wir einmal nicht gut genug.
00:35:21: Und da einfach sich von distanzieren.
00:35:23: Ich hatte letztens genau die Situation beim Live-Interview mit Jürgen Wiebecke im philosophischen Radio.
00:35:30: Das war mir unangenehm für eine Minute.
00:35:32: Dann dachte ich, nein, das ist mir jetzt nicht unangenehm.
00:35:34: Ich hab jetzt nicht so hart an mir gearbeitet.
00:35:36: Er hat ein Leserbrief vorgelesen von einer Mutter, die ihr Kind verloren hatte.
00:35:41: Und die hatte darüber geschrieben, dass sie viel gelernt hat aus dieser Situation.
00:35:45: Und dieser Brief kam halt aus dem Nichts.
00:35:47: Es war live.
00:35:48: Und ich wollte eigentlich weinen.
00:35:50: Weil das hat mich so mitgenommen.
00:35:53: Ich hab dann nicht geweint, hab mich dann so zusammengerissen.
00:35:56: Und dann dachte ich, warte mal, du hast aber immerhin gesagt, dass dich das jetzt sehr mitgenommen hat.
00:36:01: Und traurig gemacht hat.
00:36:02: Da war ich so stolz auf mich, dass ich das gesagt habe.
00:36:04: Das hätte ich früher nie gemacht.
00:36:06: Also einfach auch zu seinen Gefühlen stehen.
00:36:08: Und ich versuche das oft auch selbst zu machen, in der Hoffnung, dass irgendwer das irgendwo abguckt oder sagt, okay, es ist nicht schlimm, dass ich jetzt zugebe, dass mich das so mitgenommen hat.
00:36:18: Ja, du sagst da was Wichtiges, ne?
00:36:19: Wir alle wollen dazugehören, haben früh die Erfahrung häufig gemacht als Kinder, dass wenn wir diese Gefühle zeigen, dass wir Ausgrenzungserfahrungen machen.
00:36:29: Klar, voll.
00:36:30: Und dann das als Erwachsener wieder umzulernen, ist total schambehaftet, ne?
00:36:35: Total.
00:36:35: zu sagen so krass.
00:36:37: Also ich merke das manchmal.
00:36:38: Ich habe viele psychologische Gespräche hier auch in dem Podcast.
00:36:41: Und wenn jemand was ganz Krasses erzählt und manchmal schwingt das so bei mir mit und wir laufen dann die Tränen runter.
00:36:46: Und dann frage ich mich, wenn ich dann eigentlich so stark genug das zu halten, was der andere gerade hat und gleichzeitig sind es auch so die verbindendsten Erfahrungen übermachen können.
00:36:58: Total.
00:36:58: Vulnerabilität ist der Schlüssel.
00:37:01: Wirklich, das ist der Schlüssel für jede Beziehungsgestaltung.
00:37:04: Klar, wir müssen sich durchgehen heulen, aber das ist so wichtig.
00:37:08: Das macht uns auch so menschlich, überhaupt zu sagen, ich bin jetzt gerade traurig deswegen.
00:37:13: Das reicht ja schon mal.
00:37:14: Das ist eine kleine Schritte.
00:37:15: Ich bin noch nicht so weit, dass ich es schaffe, irgendwie zu weinen, aber vielleicht irgendwann, also vor anderen.
00:37:22: Aber das sind so wichtige Sachen, sich selbst von dieser Scham zu ... Weil, why?
00:37:27: Es ist ein Gefühl.
00:37:28: Es ist schön, es ist okay.
00:37:31: Ja, und auch, wie wir mit unseren Kindern umgehen, wenn meine Tochter zum Beispiel anfängt zu weinen.
00:37:36: Ich tröste sie nie mit den Worten, ist alles gut.
00:37:38: Oh Gott sei Dank.
00:37:40: Ich mag das gar nicht.
00:37:41: Das ist auch etwas, was mich jahrelang getriggert hat, wenn es zu mir gesagt hat.
00:37:46: Ah, ist niemals alles gut.
00:37:48: Erstens genau.
00:37:50: Nee, aber ich halte sie dann einfach nur.
00:37:52: Ich versuch sie zu halten.
00:37:53: Was brauchst du?
00:37:55: Streiche sie.
00:37:56: Und guck, wie es ihr dann geht.
00:37:57: Also, sie hat auch manchmal so was, dass sie zwischen Lachen und Weinen ist.
00:38:00: Das gibt es auch manchmal, dass sie so Gefühle vermischen.
00:38:03: Und gar nicht so viel braucht es eigentlich.
00:38:05: Die meistens braucht es ja nur so gehalten werden oder gesehen werden.
00:38:08: Das ist so meiner Erfahrung, dass die meisten Menschen eigentlich eins brauchen, gesehen werden.
00:38:12: In dem, was sie sind.
00:38:14: Und in der Emotion, in der sie gerade sind.
00:38:16: Kumpel vor mir hat seine Mutter ziemlich plötzlich aus dem Nichts verloren.
00:38:21: Und der saß mir gegenüber und auf einmal hat er davon erzählt und ihm sind die Tränen gekommen.
00:38:25: Mir sind die Tränen auch gekommen und früher hätte ich das auf jeden Fall unterdrückt und hätte irgendwie ihm auf die Schulter geklauft und gesagt wird schon wieder.
00:38:31: Aber ich habe einfach das zugelassen und das war so eine der verbindendsten Erfahrungen, die wir bisher hatten.
00:38:37: Und in jeder Begegnung, die wir haben, gibt es einen ganz kleinen Prozentteil, wo das noch mitschwingt.
00:38:44: Das ist so krass.
00:38:45: Genau.
00:38:45: Wenn wir diese
00:38:46: kleinen Erfahrungen machen, glaube ich, hilft das so Schritt.
00:38:50: für Schritt aufeinander zuzugehen und zu merken.
00:38:52: Wir alle werden irgendwann in diesen Situationen stecken.
00:38:55: Und wir kommen umso besser durch, wenn wir Menschen haben, die uns begleiten emotional.
00:39:00: Genau.
00:39:00: Und wir sind einfach über unsere Vulnerabilität.
00:39:02: Das ist etwas so Schönes.
00:39:03: Ich bin mittlerweile sehr stolz darauf, dass ich das auch mitteilen kann.
00:39:07: Konnte ich früher auch nicht.
00:39:09: Woran liegt das, glaubst du?
00:39:10: Dass
00:39:10: ich das jetzt kann?
00:39:11: Nein.
00:39:11: Warum du das nicht konntest?
00:39:13: Boah, es sind so viele Einflussfaktoren, glaube ich.
00:39:16: Klar.
00:39:18: Familie ist immer bei allen.
00:39:23: Aber nicht so negativ besetzt.
00:39:25: Ich glaube, diese Resilienz mit dem islamischen Regime hat eine andere Komponente bei mir, mit meiner Herkunft.
00:39:32: dann du lernst auf so einer Schule total panoptisch, beobachten, kontrollieren, lernst du ja nicht, irgendwie Gefühle zuzulassen.
00:39:39: Also ich glaub, wir haben das noch nie gemacht.
00:39:41: Beim Sport fällst du hin, die nicht gewählt werden durften, die haben auch nie geweint.
00:39:46: Ich glaub, die wollten alle weinen.
00:39:47: Also nichts hat irgendwie Raum, was mit Gefühlen zu tun hat, schon zu unserer Zeit.
00:39:51: Und da war mir ja noch nicht so digital, thank God.
00:39:54: Und das nimmt immer mehr zu.
00:39:56: Und ich glaube, das ... Und dann hab ich natürlich lange ... an meiner ... Wieter gearbeitet, um gewisse Dinge zu kompensieren, glaube ich.
00:40:06: Also ich bin natürlich sehr dankbar darüber, weil es mir Spaß macht.
00:40:08: Aber ich glaube schon, dass so viele Praktika man auch überspringen könnte und einfach mehr leben.
00:40:14: Was meinst du, dass wir an meiner Wieter gearbeitet?
00:40:17: Ich glaube, noch einigen Leiterfahrungen, die hier jetzt.
00:40:20: irgendwie habe ich schon viel mehr gearbeitet, als ich arbeiten müsste.
00:40:24: Aber es war jetzt nicht so, dass es mir geschadet hat.
00:40:28: Ich hätte heute, wenn ich meine Weisheit hätte, von heute würde ich natürlich dann nicht irgendwie noch das dritte Praktikum machen, sondern erst pausieren, Gefühle annehmen, meditieren, aber das konnte ich ja früher, hab ich ja auch nicht gelernt.
00:40:40: Und mir hat ja auch niemand gesagt irgendwie, ja, nimm dir doch mal Raum dafür, sondern das komplette System, vor allem im Studium, ist ja alle funktional.
00:40:47: Also ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer jemals im Studium oder in der Ausbildung von Meditation gesprochen hat.
00:40:54: Ich hab das alles mir dann irgendwann selbst bearbeitet.
00:40:57: Du hast schneller gemacht, wo du eigentlich jetzt lang langsamer machen.
00:41:00: Ja,
00:41:00: heute hatte ich langsamer gemacht.
00:41:01: Heute ist gar nicht gemacht, glaube ich.
00:41:03: Hätte ich das dritte Praktikum nicht gemacht und verlängert und so.
00:41:07: Leistung war da schon hilfreich.
00:41:09: Manchmal ist es schon hilfreich.
00:41:10: Es war jetzt keine dysfunktionale Strategie für mich.
00:41:15: Und inwiefern ist dein Eindruck, dass unsere Welt, die immer mehr digitalisiert ist, eigentlich uns davon abhält zu fühlen?
00:41:23: Auf der einen Ebene verbindet sie uns immer mehr, aber trotzdem fühlen sich die Menschen ja immer einsamer.
00:41:30: Ich weiß nicht, ob ich wieder so äußern soll, weil ich da immer super kritisch bin.
00:41:34: Also, ich glaube, diese digitale Welt macht uns einfach alle, entfernt uns alle von unseren Gefühlen.
00:41:41: Also ich bin wirklich, ich hab's auch, ich hab jetzt auch seitdem ich dieses Buch geschrieben hab, auch Instagram, hab da auch so paar Sachen.
00:41:49: Ich mach's, aber ich glaube, es entfremdet uns.
00:41:52: Zum Thema nochmal Leid und Gefühle.
00:41:54: Gefühle kompensierst du natürlich im realen Leben oder teils im realen Leben viel besser als irgendwie über dieses ständige Schreiben und erreichbar sein.
00:42:02: Und ich glaube, das wird auch immer schlimmer.
00:42:05: Kommen
00:42:06: wir nochmal zurück zum Thema Leben.
00:42:08: Was passiert denn, wenn ich mit auch den schmerzvollen Gefühlen einen guten Umgang finde?
00:42:15: Was wartet denn auf der anderen Seite?
00:42:17: Weil ich würde es ja nicht machen, wenn es irgendwie ... Nur das wäre.
00:42:22: Weil das würde mich ja nicht locken.
00:42:23: Weil nur da durchzugehen, das lockt mich jetzt nicht.
00:42:26: Es ist ein bisschen so, als ob ein Leckerli auf der anderen Seite warten muss.
00:42:29: Was wartet für dich da?
00:42:31: Bewusstsein.
00:42:32: Ganz viel Bewusstsein fürs Leben.
00:42:34: Du veränderst dein Leben komplett.
00:42:36: Du merkst, dass du vielleicht irgendwie zu vierzig Prozent gar nicht das Leben gelebt hast, was du wolltest.
00:42:40: Wenn du aus dieser Leiterfahrung lernst, siehst du ganz viel, dein Leben verändert sich komplett.
00:42:46: Du siehst klarer, du siehst besser, du arbeitest intensiver an dir.
00:42:51: Bist in der Lage, viel mehr mit dir selbst ehrlich zu sein.
00:42:56: Aber nicht im Negativen?
00:42:57: Nein, nein.
00:42:59: Was heißt negativ?
00:43:00: Wenn du zu dir ehrlich bist, dass du manchmal auch doof bist, klar, ist auch nicht geil.
00:43:03: Das hat zum Beispiel auch viel gebracht.
00:43:05: Diese Leiterfahrung mit den Leiterfahrungen zu sitzen, hat mir viel diese innere Arbeit gebracht.
00:43:10: Auch ein bisschen, ich weiß, das triggert uns Deutsche, aber ... Sorry, spirituell.
00:43:14: Dieser spirituelle, spirituell-psychologische Weg dahingehend, das alles eigentlich viel mehr mit mir zu tun hat als mit dir.
00:43:22: Meine Reaktion kann ich ja beeinflussen.
00:43:25: Das ist etwas, was uns theoretisch vorher klar war.
00:43:28: Aber was mir theoretisch vorher klar war, aber ich bin darüber auch viel bewusster geworden.
00:43:35: Das heißt, ich gehe jetzt nicht mehr zu dem achten Geburtstag und das hat auch nicht mit Alter, sondern wirklich mit so... den ich eingeladen bin, wenn ich keine Kapazitäten habe.
00:43:44: Ich kann viel besser emotionale Grenzen setzen.
00:43:46: Ich kommuniziere viel, viel besser.
00:43:49: Durch das erlangte Bewusstsein kommst du mehr zu dem Leben, was
00:43:53: du führen möchtest.
00:43:53: Ja, weil ich viel mehr mit mir selbst sitze.
00:43:55: Ich sag so, hey, magst du eigentlich?
00:43:56: Warte mal ganz kurz.
00:43:57: Zum Beispiel, ich hab irgendwie super lange ab und zu Tennis gespielt.
00:44:04: Mochte ich nie.
00:44:05: Ich find das so, ich liebe Tennis gucken, aber ich mag's nicht.
00:44:10: Ich mag zum Beispiel mehr so, weiß ich nicht, vielleicht so mal wieder zu skaten, mich zu trauen und dann, ich mag sowas zum Beispiel.
00:44:16: Und dann war ich immer so in diesem, ja, bei das, also ich glaub, das war sehr unbewusst.
00:44:20: Ich mach's dann einfach.
00:44:22: Aber ich fand's, glaub ich, nicht gut.
00:44:24: Ich fand zum Beispiel auch so nicht irgendwie, weiß nicht, viele Dinge gar nicht so gut, wie ich immer dachte.
00:44:30: Und über dieses Sitzen mit mir selbst sitzen und mal wirklich alles ... durch zu reflektieren, aber das klingt jetzt so voll, so deep, deep work.
00:44:38: Das kannst du super im Alltag integrieren.
00:44:39: Habe ich einfach gemerkt so, nee, das ist es nicht.
00:44:43: Freundschaften gingen dann zu Ende auch einige.
00:44:46: Das gehört auch zum ganzen Business dazu.
00:44:52: Würdest du sagen, du bist offener oder verschlossener geworden?
00:44:54: Offener.
00:44:56: Also meine Vulnerabilität ist keine Schwäche mehr.
00:44:58: Ich hab immer gedacht, wenn ich was von mir preisgebe, klar, so ein ganz privates Zeug ist halt so.
00:45:03: Ich bin gerne privat, aber ich dachte immer, ich bin angreifbar.
00:45:06: Nee.
00:45:08: Das war zum Beispiel das schönste Geschenk.
00:45:10: Dass meine Vulnerabilität keine Schwäche ist.
00:45:12: Man kann mir aufgrund meiner eigenen Kerben nicht wehtun.
00:45:15: Ich kann mir wehtun.
00:45:17: Wir neigen dazu zu denken, dass Schwäche irgendwie ... Ich bin angreifbar.
00:45:21: Nein.
00:45:22: Why?
00:45:23: Das hab ich sehr lange gedacht.
00:45:25: Und vor allem über das Schreiben.
00:45:27: Ich hab hier zwei neunzehn angefangen zu schreiben.
00:45:30: Da hab ich so gemerkt, so, what?
00:45:32: Das hat mir auch noch mal sehr geholfen.
00:45:34: Das alles so zu rekonstruieren, weil dazu gibt's ja irgendwie nicht viel.
00:45:38: Wenn du dir am früheren Ich was mitgeben könntest so, dein Ich vor zwanzig Jahren, was wär das?
00:45:45: Ich lass das effort raus.
00:45:49: Mach dein Ding.
00:45:51: Hab ich eh immer, aber mach mehr Deins.
00:45:53: Bross.
00:45:53: dich nicht schämen, dass du irgendwie ... traurig bist oder das Gefühl hast irgendwie immer nicht das zu mögen, was andere mögen.
00:46:02: Mach dein Ding.
00:46:03: Viel mehr.
00:46:04: Dankeschön.
00:46:04: Ich danke dir.
00:46:06: Mir hat das Gespräch mit Dr.
00:46:07: Nadi Miriant mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist.
00:46:10: immer wieder zu entschleunigen und ohne Ablenkung da zu sein.
00:46:14: Und das fällt, finde ich, manchmal so wahnsinnig schwer, weil wir so viel Ablenkung haben in unserem Alltag durch die Arbeit, durch das Studium, durch ganz viele Freizeitbeschäftigungen, vor allem digitale Ablenkung.
00:46:25: Und diese Impose nicht von außen kommen zu lassen, um mit dem zu sein, was in uns ist, fühlt sich am Anfang vielleicht sehr überwältigend an, sehr schwierig, weil da unangenehme Gefühle aufkommen, aber dahinter wartet die Freiheit.
00:46:39: Ich glaube, das hat mir das Gespräch mal wieder gezeigt.
00:46:42: Wenn es euch gefallen hat, das Gespräch, dann empfieh es gerne weiter, hinterlasst einen Kommentar.
00:46:47: Und ich freue mich natürlich immer, wenn ihr den Kanal abonniert.
00:46:50: Ihr könnt mir auch sehr, sehr gerne schreiben an bestatbestefreundem.de.
00:46:54: mit dem Betreif Jakobsweg, dann erreichte ich mich hier und freue mich auf eure Nachrichten.
00:46:58: Macht's
00:46:58: gut, bis dahin.
00:47:00: Das war der Jakobsweg.
00:47:01: An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank an Annalena Böcke für die Redaktion zu dieser Folge und an Fluristan von Chama und Osten für den Schnitt
00:47:09: und das Sounddesign.
00:47:10: Eine Produktion von Auf die Ohren.
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